Das Internationale Olympische Comité (IOC) nähert sich den E-Sports an. Mit den "Olympic Esports Series 2023" möchte das IOC Gamerinnen und Gamer auf der ganzen Welt zusammenbringen. Im Juni 2023 (22. bis 25. Juni 2023) wird im Zuge der "Olympic Esports Week" das zweite Mal ein Videospielevent im Namen des IOC ausgetragen. Jedoch stößt das Vorhaben auf wenig Zuspruch bei den Zockern, weil das Olympische Comité den "Sport" in "E-Sport" sehr wörtlich nimmt. Zur Erklärung: E-Sport wird ganz allgemein als professioneller Wettkampf in Computer- und Videospielen verstanden.

Mit Spielen wie "Gran Turismo" oder "Chess.com" bewegt man sich sogar abseits der üblichen olympischen Sportarten, jedoch sind die ausgewählten Spiele kaum als klassischer E-Sport bei den Fans bekannt. Außerdem ist das Handyspiel "Tic Tac Bow" (Bogenschießen) bisher nur für Android verfügbar und somit allen iPhone-Nutzern nicht zugänglich. Dafür sind Spiele wie beispielsweise "Dota 2", "League of Legends" (Anmerkung der Redaktion: Das sind Spiele der Kategorie Multiplayer Online Battle Arena) und "Counter-Strike" (Anmerkung der Redaktion: Ego-Shooter) nicht in der Auflistung zu finden. Diese Spiele verfolgen Fans auf der ganzen Welt und werden in globalen Meisterschaften ausgetragen. Die Finalspiele dieser Bewerbe füllen sogar Arenen und werden für Millionen Menschen übertragen.

Kritik aus Deutschland, diplomatische Töne aus Österreich

Daher stößt die Auswahl des IOC nicht bei allen auf offene Ohren. Der Präsident des E-Sport-Bundes Deutschland, Daniel Luther, sagt, dass die Auswahl der Disziplinen ganz klar zeigt, "dass die überwältigende Mehrheit des etablierten E-Sports bewusst ignoriert wird". Es sei ein kleiner, aber kein überzeugender Schritt.

Der Sprecher des E-Sport-Verbands Österreich, Manuel Haselberger, sagt auf Anfrage, dass der ganze Prozess vom IOC etwas falsch kommuniziert wurde: "Wenn man sagt, dass E-Sport olympisch wird, verliert man die Leute mit diesen Spielen. Nicht überall, wo E-Sport draufsteht, ist auch E-Sport drinnen." Im Verband hat man spekuliert, dass die Spiele für das E-Sport-Event eher populäre Sportsimulationen sein werden, wie "FIFA", "Pro Evolution Soccer" oder "NBA2K" (Basketballspiel). Die tatsächliche Auswahl war schlussendlich eine andere.

Erster Schritt ist getan

Haselberger sieht neben der Kritik der Gaming-Fans jedoch auch die Perspektive des IOC. Hinter den zahlreichen Spielen gibt es nämlich große Unternehmen (sogenannte Publisher), denen die Spiele gehören und die somit auch ein wirtschaftliches Interesse daran haben. "Aus rechtlicher Sicht ist das für das Olympische Comité nicht einfach", sagt Haselberger. Grundsätzlich sei das Event trotzdem eine positive Entwicklung. "Wir finden es gut, dass es einen ersten Schritt gibt."

Am 1. März beginnt die Qualifikationsphase für die "Olympic Esports Series". Es können Profisportler, aber auch Hobbyspieler daran teilnehmen.