"Er ist das letzte fehlende Teil in einem Puzzle, das wir zusammen als Rapid-Philosophie zusammenbauen.“ Mit diesen Worten stellte Rapid-Präsident Martin Bruckner den Steirer Ferdinand Feldhofer als Neo-Trainer in Hütteldorf vor. Der Ex-WAC-Übungsleiter wurde von den Verantwortlichen mit Vorschusslorbeeren überhäuft, was den Druck beim gebeutelten Rekordmeister nicht unbedingt schrumpfen lässt. „Druck erlege ich mir aber eh selber auf, schließlich habe ich hohe Ansprüche und fordere von allen hier Siegermentalität ein“, sagt Feldhofer, der am Montag um 11 Uhr die erste Trainingseinheit leitete.

Nach dem Rauswurf von Didi Kühbauer löst Feldhofer mit sofortiger Wirkung noch vor der Winterpause Interimstrainer Steffen Hofmann ab. „Jetzt in dieser kurzen Zeit alles zu verändern, wäre ein totaler Blödsinn. Bis zur Pause kann ich nur mit einzelnen Inputs helfen“, weiß der Trainer, der mit dem Wiener Derby am Sonntag gegen die Austria und dem Europa-League-Match kommende Woche in Genk gleich zu Beginn die mitunter wichtigsten Spiele der Saison vor der Brust hat. „Natürlich hätten wir den leichten Weg gehen und den ‘Ferdl’ erst im Winter übernehmen lassen können. Aber wir sind Rapid, wir sind mutig und wenn wir eine Entscheidung getroffen haben, dann gurken wir nicht herum“, stellt Sportchef Zoran Barisic klar.

Die Wertschätzung unter den beiden Ex-Rapid-Kickern, die sich vor den Gesprächen aber nicht persönlich kannten, ist groß: „Ich habe sofort gemerkt, dass dieses Projekt mit dem Ziel, einen Stil von der Jugend bis in die Kampfmannschaft durchzusetzen, der offensiv ist und Fans begeistert, quasi ident mit meiner Philosophie ist. Wenn dann dieser Verein kommt und dir das Gefühl gibt, dich unbedingt haben zu wollen, kannst du schwer ‘nein’ sagen. Wien ist eben anders und Rapid sowieso noch eine Spur mehr“, so Feldhofer. Barisic fügt an: „Eigentlich wollten wir keinen Trainer mit ‘Rapid-Stallgeruch’, aber er war in allen Hearings die Nummer eins. Seine Vergangenheit als Spieler spielt also keine Rolle, für unsere Zukunft ist er der richtige Mann, der schon in Lafnitz und beim WAC gezeigt hat, was er aus einem Team herausholen kann.“

"Nicht meine letzte Trainerstation"

Feldhofer hat sich diesen Schritt genau überlegt. Schon wenige Wochen nach seinem Aus im März beim WAC kamen zahlreiche Anfragen, auch zuletzt lagen wieder unterschriftsreife Verträge auf seinem Schreibtisch, die Rapid einige Überzeugungsarbeit kosteten“, wie Barisic verrät. „Klar, ich hätte früher im Ausland unterschreiben können, auch schon im Sommer. Aber wenn ich von etwas nicht zu 100 Prozent überzeugt bin, mache ich es nicht. So habe ich die Zeit genutzt, in Frankfurt und Gladbach bei Oliver Glasner und Adi Hütter hospitiert und versucht, neue Trends im internationalen Geschehen zu erkennen“, erklärt Feldhofer, dessen ursprüngliches Ziel ein anderes war: „Ich wollte und will unbedingt ins Ausland. Ich möchte auch klarstellen, dass Rapid nicht die letzte Station meiner Karriere sein wird.“

Der Meister-Torschütze von 2005 brennt auf die kommenden Aufgaben, spionierte bereits in Genk. „Ich will so schnell wie möglich Erfolg, international überwintern, was mit Rang drei und dem Umstieg auf die Conference League noch möglich ist, und in die Top-6 in der Liga“, sagt der Trainer, dessen Vertrag für eineinhalb Jahre plus Option auf ein weiteres läuft.