Matti Nykänen, vier Mal Olympiasieger und sechs Mal Weltmeister, ist im Alter von 55 Jahren verstorben. Das berichten finnische Medien und berufen sich auf Verwandte des legendären Skispringers. Nykänen hinterlässt seine Ehefrau Pia und drei Kinder aus früheren Beziehungen zurück. Der finnischen Zeitschrift "Iltalehti" konnte Vieno Nykönen, Mutter des legendären Skispringers, nicht viel sagen: "Ich habe selbst gerade davon gehört", wird sie zitiert.

Der Tod des früheren Sportidols, das nach Angaben des Chefs des Finnischen Skisprungverbandes, Mika Kulmala, seit einiger Zeit krank gewesen war, löste bei ehemaligen Konkurrenten und Funktionären tiefe Trauer aus. "Ich habe die Nachricht mit Entsetzen aufgenommen", betonte Deutschlands einstiger Top-Springer Jens Weißflog dem Internetportal "Sport1". "Er war ein Mensch mit Stärken und Schwächen", sagte der einstige Hauptkonkurrent Nykänens. "Aber das ist auch das, was einen Menschen ausmacht. Er stand zu seinen Schwächen."

Nur Schlierenzauer siegte im Weltcup öfter

Nykänen konnte 46 Weltcup-Springen für sich entscheiden. Damit ist Nykänen, hinter Gregor Schlierenzauer, der Springer mit den zweitmeisten Einzelerfolgen. Bei Olympia in Sarajevo 1984 und Calgary 1988 gewann Nykänen insgesamt vier Goldmedaillen und einmal Silber. Viermal holte er sich den Gesamt-Weltcup - das gelang außer ihm bisher nur dem Polen Adam Malysz. Doch der sportliche Erfolg bekam ihm nicht. "Ich stand viele Jahre im Mittelpunkt, alle haben sich um mich gerissen. Ich hatte es satt, es war zu viel. Ich war unglücklich und habe angefangen, in mir drinnen eine Mauer hochzuziehen", erzählte Nykänen einst.

Schon während seiner Karriere wurde Nykänens Alkoholsucht offensichtlich, er beendete seine Karriere glanzlos und versuchte sich als Popsänger oder Stripper.

Matty Nykänen
Matty Nykänen © GEPA

2004 geriet Nykänen unter den Verdacht des Totschlags, wurde zu 26 Monaten Haft verurteilt. Von einem Herzinfarkt im selben Jahr erholte er sich gut. Die negativen Schlagzeilen hörten nicht auf, Nykänen landete weitere Male wegen schwerere Körperverletzung im Gefängnis.

Bereits 2003 hatte Nykänen seine Autobiographie veröffentlicht: "Grüße aus der Hölle". 2012 hatte sich Nykänen erfangen, war körperlich fit und kurz davor die Veteranenweltmeisterschaft zu gewinnen. "Grüße aus der Realität", würde der Finne seine Autobiografie zu diesem Zeitpunkt nennen. "Denn das Leben fühlt sich echt an. Wenn du trinkst, lebst du wie in einer Blase, siehst keinen Sinn. Jetzt lebe ich ein normales Leben – und das ist der Himmel für mich. Die Hölle liegt wirklich weit hinter mir – ich bin dem Himmel eigentlich recht nah", sagt er in einem Interview mit der "Welt am Sonntag".

"Ich glaube, die Hölle ist nicht so schlimm wie mein Leben jahrelang war. Die Hölle muss ein besserer Ort sein. Ich stand viele Jahre im Mittelpunkt, alle haben sich um mich gerissen. Ich hatte es satt, es war zu viel. Ich war unglücklich und habe angefangen, in mir drinnen eine Mauer hochzuziehen. Ich war sehr jung, als ich erfolgreich geworden bin, die Medien waren die ganze Zeit um mich herum – ich hätte Hilfe gebraucht. Das war der Anfang. Ich habe später getrunken, weil ich nichts anderes zu tun hatte, weil ich vergessen wollte. Das ist jetzt anders. Ich will nichts vergessen."

Matti Nykänen und Gregor Schlierenzauer
Matti Nykänen und Gregor Schlierenzauer © GEPA

"Er war ohne Zweifel einer der bedeutendsten finnischen Sportler aller Zeiten", schrieb der finnische Sportminister Sampo Terho bei Twitter über Nykänen, der in seiner Heimat 1985 und 1988 zum Sportler des Jahres gewählt worden war. Den ersten seiner 46 Weltcup-Siege sicherte er sich am 30. Dezember 1981 in Oberstdorf, seinen letzten am 1. Jänner 1989 in Garmisch-Partenkirchen.

Am kommenden Wochenende gastieren die Skispringer in Lahti. Im Rahmen des Weltcups werde es wohl eine Gedenkfeier geben, kündigte Finnlands Skisprung-Chef Kulmala an.