Alles war angerichtet für das Jahrhundert-Ereignis in Buenos Aires: das große Finale der Copa Liberatadores (das südamerikanische Pendant zur Champions League) zwischen den Stadtrivalen aus Buenos Aires, River Plate und Boca Juniors. 66.000 frenetische Fans warteten im Stadion auf ihre Gladiatoren, doch kein einziger sollte an diesem Abend auftreten.

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Hooligans von River Plate attackierten nämlich den Mannschaftsbus der Boca Juniors am Weg zum Stadion, kurz vor Beginn des großen Spiels. Mit Steinen wurden die Scheiben eingeschlagen, Tränengas drang in den Bus. Laut Medienberichten wurde der Busfahrer dadurch ohnmächtig, woraufhin Boca-Vizepräsident Horacio Paolini geistesgegenwärtig nach dem Lenkrad griff und so einen Unfall vermied. Außerdem sollen sich danach sechs Boca-Profis in der Stadionkabine übergeben haben.

Unter anderem verletzten sich dabei Kapitän Pablo Pérez und Stürmerstar Carlos Tévez. Pérez musste in einem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht werden, wo eine Augenverletzung des Mittelfeldspielers festgestellt wurde.


Das Spiel wurde auf Sonntag (21.00 Uhr/MEZ) verschoben, erklärte der Präsident des südamerikanischen Dachverbands Alejandro Dominguez. Keiner der beiden Vereine wollte nach den Ausschreitungen, die vor den Toren des Stadions ihre Fortsetzung nahmen, antreten. Allerdings ist noch nicht endgültig geklärt, ob die Partie wirklich am Ersatztermin stattfindet. Ricardo Pedace, Chef der für Buenos Aires zuständigen Sicherheitsagentur, will zuerst sicherstellen, dass ein geordneter Ablauf gewährleistet ist, bevor Grünes Licht erteilt wird. Am Samstag zeigten sich nämlich Probleme bei den Notausgängen.

Bocas Starstürmer Carlos Tevez erklärte, sein Team befinde sich nicht in dem Zustand, antreten zu können. CONMEBOL wolle sie jedoch zwingen, das Finale auszutragen. Dreimal habe die Mannschaft das blaugelbe Trikot an- und wieder ausgezogen, bis endlich die Verlegung auf Sonntag fix war.

River Plates Präsident Rodolfo D'Onofrio musste fliehen, als bei einem Gespräch mit dem Sender Fox Sports im einem Gang des Stadions eine Menschenmasse auf ihn zurannte. Die frustrierten Fans suchten den Ausgang. Viele von ihnen hatten bis zu sechs Stunden in der Sonne vergeblich auf den Anpfiff gewartet.

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Fan-Hass: Anhänger von River Plate verbrennen ein Leibchen mit einem Boca Juniors-Logo
Fan-Hass: Anhänger von River Plate verbrennen ein Leibchen mit einem Boca Juniors-Logo © APA

Die 66.000 Eintrittskarten für das Rückspiel um den Titel der südamerikanischen Champions League waren allesamt an River Plate-Fans ausverkauft worden. Seit 2013 dürfen in ganz Argentinien wegen zahlreicher Gewalttätigkeiten keine Gästefans mehr ins Stadion. Vor dem Stadion kam es zu zahlreichen Zusammenstößen von Fans ohne Ticket mit der Polizei.


Das Hinspiel im Boca-Stadion war 2:2 (2:1) ausgegangen. Am Samstag waren 2.100 Polizisten im Einsatz.