Als Titelhamster ist der AC Florenz nicht bekannt. Zweimal italienischer Meister, zuletzt 1968/69. Sechsmal italienischer Pokalsieger, zuletzt 2000/01. Einmal Sieger im Europapokal der Pokalsieger – 1960/61. Viel mehr war da nicht los. Und auch in der Serie A spielt die Mannschaft von Trainer Vincenzo Italiano eine untergeordnete Rolle. Rang neun heißt, dass aktuell keine Chance besteht, sich für das internationale Geschäft zu qualifizieren.

Schlechter war die Fiorentina in den drei Jahren unter Italiano noch nie. Und doch scheint stimmig, was passiert. Zum zweiten Mal in Folge sind die „Lilien“ ins Finale der Conference League eingezogen. Ein 1:1 gegen Brügge reichte nach dem Sieg im Heimspiel. Im Vorjahr verloren die Italiener im Finale dann gegen West Ham United. Heuer muss der Titel her, um auch in der nächsten Saison international vertreten zu sein. Ein einziges Europacup-Spiel hat die Fiorentina heuer verloren: In Wien Hütteldorf erzielte Rapid-Stürmer Marco Grüll das entscheidende Tor in der Qualifikation zur Conference League, ein 2:0 in Italien brachte den Italienern die Gruppenphase – und seither läuft das Europacup-Werkl wie geschmiert.

Im 4-2-3-1 ist Nicolás González am rechten Flügel der Superstar der Mannschaft. Ganz vorne stürmt Andrea Belotti, immerhin 44-facher italienischer Teamspieler – von der Roma an die Fiorentina verliehen.

Gabriel Batistuta
Gabriel Batistuta © AP

Fiorentinas Meistertitel 1968/69 war eine Sensation. Aber auch der Abstieg in die Serie B im Jahr 1993. Dem Kader war nämlich viel Potenzial bescheinigt worden, die Namen lesen sich gut: Stefan Effenberg, Brian Laudrup oder Gabriel Batistuta standen da etwa im Team. Der Kader konnte gehalten werden, mit Trainer Claudio Ranieri gelang der sofortige Wiederaufstieg. Batistuta wurde Torschützenkönig in der Serie A, traf insgesamt 168 Mal für die Italiener.

Niederlage gegen Tirol führt zur Pleite

Dass es mit der Fiorentina beinahe ganz zu Ende ging, liegt auch an einem Verein aus Österreich. Zuerst verließ Batistuta nach der Saison 1999/2000 den Verein zur AS Roma. Dann kam gegen den FC Tirol Innsbruck das Aus am Weg ins internationale Geschäft. Die Einnahmen waren aber fix eingeplant, die finanzielle Pleite vorprogrammiert. Mitte 2001 konnte der Verein die Spielergehälter nicht mehr bezahlen und bekam nach der Saison 2001/2002 keine Lizenz mehr für Serie A und Serie B. In der Saison 2004/2005 gelang der Wiederaufstieg in die höchste Spielklasse.

Luca Toni
Luca Toni © AP / Fabrizio Giovannozzi

Und wie um die Jahrtausendwende war es wieder ein Stürmer-Superstar, der bei der Fiorentina für große Freude sorgte. Luca Toni wurde in der Saison 2005/2006 mit 31 Toren Torschützenkönig in der Serie A, führte die Lilien auf den vierten Rang und in die Champions League. Sensationell gelang es den abwanderungswilligen Stürmer zu halten und trotz 15 Punkten Abzug – Fiorentina war wieder in einen Finanzskandal verwickelt, der auch Juventus Turin ins Straucheln brachte – konnte die Fiorentina die Klasse halten. Die Lilien wären – ohne Punkteabzug – Dritter geworden.

Luca Toni wechselte zu Bayern München, die Fiorentina performte weiter. Im UEFA Cup wurde das Halbfinale erreicht. Auf das erste internationale Finale mussten die Fans der Fiorentina aber bis zur Conference League Saison 2022/2023 warten. Und das zweite folgte eben gleich im Jahr darauf.