Kontinuität macht sich bezahlt. Seit 22. Dezember 2019 hat Mikel Arteta bei Arsenal das Sagen – und seither entwickeln sich die Gunners prächtig weiter. Nach einem achten und zwei fünften Tabellenplätzen führte Arteta die Mannschaft aus Nordlondon in der Vorsaison zum Vizemeistertitel und zurück in die Champions League. Und in dieser treffen die Gunners am Dienstag im Viertelfinal-Hinspiel auf Bayern München. Die Gegensätze auf der Trainerbank könnten größer nicht sein.

In den viereinhalb Jahren bei Arsenal hat Arteta den Kader sukzessive verbessert – und nach seinen Vorstellungen gestalten können. So wurden etwa Oleksandr Zinchenko und Gabriel Jesus von Manchester City – Arteta war dort Co-Trainer von Pep Guardiola – geholt, weil Arteta wusste, sie würden umsetzen, was er möchte. Nach City-Vorbild wurde ein körperlich robuster defensiver Mittelfeldspieler – wie Rodri es ist – gesucht und in Declan Rice gefunden. Bukayo Saka und Gabriel Martinelli sorgen am Flügel für Wirbel, Kapitän Martin Odegaard sorgt im zentralen Mittelfeld für die nötige Kreativität und Torgefahr. Dazu kommt Artetas Leidenschaft für Arsenal: Selbst Kapitän der Gunners gewesen, weiß Guardiola zu berichten: Arteta hätte jedes City-Tor mit größtem Einsatz gefeiert. Nur wenn die Skyblues gegen Arsenal getroffen haben, ist der City-Co-Trainer nicht aufgesprungen.

Das Spiel Arsenals erinnert sehr stark an jenes von Manchester City. Auf Ballbesitz wird Wert gelegt, auf die korrekte Positionierung ebenso. Zinchenko – nominell Linksverteidiger – kann dann schon einmal auf der Position des Mittelstürmers auftauchen, Jesus – zumeist Mittelstürmer – neben Declan Rice im defensiven Mittelfeld und seine Position für Odegaard oder Kai Havertz aufgeben. Das Spiel von Arsenal ist stimmig, die Rotationen funktionieren, weil sie seit Jahren unter Arteta Thema sind.

Thomas Tuchel lacht beim Abschlusstraining in London
Thomas Tuchel lacht beim Abschlusstraining in London © IMAGO

Kontinuität, die sich die Anhänger der Bayern auf der Trainerbank wohl wünschen. Hansi Flick, Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel hatten bei den Bayern das Sagen, seit Arteta bei Arsenal arbeitet. Es wird – Tuchel geht am Ende der Saison – zumindest ein vierter Name werden, sollte es nicht zu einer Rückholaktion von Nagelsmann kommen. Tuchel ist nach der 2:3-Auswärtsniederlage in der Liga gegen Heidenheim mehr als nur angezählt und möglicherweise schon nach dem Spiel bei Arsenal arbeitslos. Die Forderungen danach werden im Bayern-Umfeld jedenfalls lauter. Hansi Flick könnte einspringen, Niko Kovac wäre zu haben, selbst Lothar Matthäus wird als Interims-Lösung ins Spiel gebracht – sagte aber (geehrt) ab.

Tuchel werden nicht erklärbare Fehler im Coaching und Ratlosigkeit vorgeworfen. „Die Mannschaft braucht einen neuen Impuls und den kann Thomas Tuchel nicht geben“, kritisiert Sky-Experte Matthäus. Thomas Strunz meinte bei Welt TV: „Ich halte die Entscheidung, dass Tuchel die Saison noch beenden darf, für falsch. Ich habe erwartet, dass nach den Peinlichkeiten gegen Dortmund und Heidenheim etwas passiert.“ Gegen Köln – das Bundesliga-Spiel nach dem Hinspiel in der Champions League gegen Arsenal – verpasst der Münchner Coach definitiv: Er ist gesperrt, sah gegen Heidenheim seine vierte Gelbe Karte. Absolut denkbar, dass das Spiel in London sein letztes als Bayern-Trainer ist.