Die Vision des europäischen Verbandes (EHF) ist wohl keine illusorische. „Wir sind beim Ticket-Verkauf knapp davor, diese Marke zu erreichen. Es ist sehr erfreulich, dass die Tendenz nach Corona so nach oben zeigt“, sagt dessen Generalsekretär Martin Hausleitner. Die magische Grenze von einer Million Zuseher in den Hallen soll geknackt werden. Möglich macht das auch die Arena in Düsseldorf. Die heutigen Eröffnungsspiele zwischen Frankreich und Nordmazedonien (18 Uhr) und das Duell von Gastgeber Deutschland mit der Schweiz (20.45) werden im eigentlichen Fußballstadion ausgetragen und das bietet 50.000 Zuseher Platz. Österreich spielt ab Freitag in Mannheim (Kapazität: 13.200) und wurde in Wien von Sportminister Werner Kogler offiziell verabschiedet. Bei der EM 2020 in Österreich, Schweden und Norwegen kamen 495.903 Zuseher in die Hallen, bislang der Bestwert.

Während andere Sportarten im Schatten von König „Fußball“ straucheln, blüht der Handball auf. Hinter den steigenden Zahlen steht eine Strategie. Denn die mediale Inszenierung ist „Teil unserer Existenz“. 2018 begann die EHF eine digitale Strategie zu entwickeln, die unter großem Einsatz umgesetzt wird. Neben dem Kanal EHV-TV werden 22 weitere Medienkanäle unterhalten. „Es gelingt uns so, alle Altersgruppen zu erreichen und wir haben Millionen an Zugriffen.“ Der Verband sorgt nicht nur für eigenen Content. Vereine und Medien können aus dem Pool schöpfen. „Wir haben eine Techniklandschaft aufgebaut, auf die wir sehr stolz sind.“ So erkennt etwa ein Programm aufgrund der Lautstärke in der Halle Highlights eines Spiels für eine Zusammenfassung.

Zwei Österreicher ziehen im EHF die Strippen: Präsident Michael Wiederer und Generalsekretär  Martin Hausleitner
Zwei Österreicher ziehen im EHF die Strippen: Präsident Michael Wiederer und Generalsekretär Martin Hausleitner © IMAGO

Die Zahlen können sich sehen lassen und steigen. Bei der EM 2020 verbreiterte der EHF in den sozialen Medien 2982 Inhalte mit einer Reichweite von 229 Millionen. Zwei Jahre später waren es in Ungarn und der Slowakei schon 3655 Inhalte mit einer Reichweite von 418,5 Millionen und Deutschland wird da wohl einen neuen Bestwert liefern.

Es bleibt bei 24 Mannschaften

Eine Änderung des EM-Formats steht aber nicht im Raum, erst 2020 wurde die EM auf 24 Teams erhöht. „Damals gab es skeptische Stimmen, ob bei einer Erhöhung genügend kompetitive Teams dabei sind. Das war der Fall, noch eine Erweiterung ist dennoch nicht angedacht.“ Die Spielpläne werden den Gegebenheiten des Landes und den Bedürfnissen der Teams angepasst. Doch auch die Zuseher sollen auf ihre Kosten kommen. „Wir sehen Veranstaltungen, die von der Präsentation her auf einem immer höheren Niveau sind.“ Das reicht von der Darstellung in der Halle bis hin zu den TV-Bildern. Die EM 2022 haben weltweit in 150 Ländern 1,65 Milliarden Menschen gesehen. So viele wie nie zuvor. „Wir haben in den vergangenen Jahren das Produkt ,Handball` aufpoliert und auch die Verträge adaptiert.“ So werden nicht nur Spiele des eigenen Landes an TV-Stationen verkauft, sondern (verpflichtende) Pakete. Das erhöht die TV-Präsenz.

Doch ist der digitale Auftritt nur ein Baustein. „Wenn uns die Aktivierung in der Halle nicht gelingt, dann hilft uns die ganze Präsenz nicht.“ Daher laufen in 17 europäischen Ländern Projekte, die Kindergartenkinder und Volksschüler zum Handball bringen soll. Nicht nur, um künftige Spieler zu erhalten. „Jeder, der einmal einen Handball in der Hand hatte, wird leichter ein Fan.“