Ist Salzburg noch das Salzburg, das für die österreichische Fußballszene im vergangenen Jahrzehnt aufgebaut worden ist? Vermutlich nicht mehr, dabei hat nicht viel gefehlt, obwohl der Wiedererkennungswert schon sehr gering geworden war. Drei Minuten vor dem Ende ist es dann passiert, das Tor, das Salzburg aus Europa hinausbeförderte. Der österreichische Serienmeister verlor gegen Benfica Lissabon 1:3 und darf nicht mehr mitmischen in der vertrauten Arbeitsumgebung. Der 2:0-Erfolg im auswärtigen Duell hatte letztlich nicht gereicht, die Portugiesen ziehen statt Salzburg in die Europa League ein, weil sie insgesamt mehr Tore erzielt haben.

Die Mannschaft von Gerhard Struber versuchte, das Spiel möglichst ruhig und unaufgeregt zu gestalten. Das gelang nur mäßig, viele vermutlich der Nervosität geschuldeten Abspielfehler erzeugten Gefahrenmomente. Zwar fanden auch die Salzburger ihre offensiven Momente vor, doch Benfica war gefährlicher. In der 13. Minute hätte es 0:1 stehen können, aber der völlig alleingelassene Rafa Silva verfehlte das Tor, ein kleiner Glücksfall aus Sicht der Gastgeber. Doch nach einer halben Stunde geriet das Match aus dem Gleichgewicht, die Salzburger verloren den Halt. Maßgeblich verantwortlich dafür war ein gefinkelter Corner von Angel di Maria. Der argentinische Weltmeister zirkelte die Kugel direkt Richtung Tor, sein Landsmann und Titelkollege Nicolas Otamendi zog den Kopf ein und irritierte Alexander Schlager damit so sehr, dass der Torhüter den Ball passieren ließ.

Das allein wäre noch nicht so schlimm gewesen, doch kurz vor der Pause schlossen die Gäste einen Konter bestimmungsgemäß ab. Mit dem zweiten Tor hatten die Portugiesen ihr Plansoll erfüllt, doch sie gaben sich damit nicht zufrieden und hätten schon bald nach der Pause alles klar machen können, ja müssen. Nur einem schier unglaublichen Chancenwucher war es zuzuschreiben, dass Salzburg überhaupt noch nach der sich entfernenden europäischen Fußball-Luft schnappen durfte.

Bitteres Ende

Und sie machten Gebrauch davon, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit. Luka Sucic zog nach einem der seltenen Salzburger Angriffe ab und verkürzte auf 1:2. Die Minimalanforderung an den Einzug in die Europa League war wieder erfüllt. Nun hing das Match endgültig am seidenen Faden. Angefeuert von den vorübergehend verstummten und nun durch den Anschlusstreffer wieder erwachten Fans nahmen die Heimischen den Ausgleich ins Visier. Sie waren sich dessen bewusst, dass ein weiteres Tor der Mannschaft von Roger Schmidt wohl brechen würde.

Die spielerisch besseren Portugiesen ließen jedoch nichts unversucht, den nötigen Zweitore-Vorsprung wiederherzustellen und vergaben, zum großen Glück für die Salzburger, Topchancen fast im Minutentakt. Entlastung gab es höchst selten, einmal landete der Ball im Tor, doch Sekou Koita stand im Abseits. Die Lage spitzte sich fast schon dramatisch zu.
Fünf Minuten Nachspielzeit wurden angezeigt, alle im Stadion spürten, es könnte vielleicht zu viel sein. Die Portugiesen griffen unentwegt an und schließlich traf Arthur Cabral, unglaublich, mit der Ferse. Sie traf die Österreicher ins Mark.