Wie wirkt Aromapflege?
BÄRBL BUCHMAYR: Wir verwenden bei der Aromapflege ätherische Öle, Hydrolate und fette Pflanzenöle. Das Konzentrat der ätherischen Öle kann dabei aus Wurzeln, Blättern oder Blüten und bei Citrusfrüchten aus der Schale gewonnen werden. Die ätherischen Öle werden durch Wasserdampfdestillation gewonnen oder kaltgepresst. Dieses ist sehr stark konzentriert – wir verwenden es daher nur tröpfchenweise. Es darf auch nicht pur auf die Haut aufgetragen, sondern muss immer verdünnt werden. Die Öle wirken zum einen über die Riechschleimhaut, zum anderen auch über die Haut, etwa bei einer Einreibung oder Waschung. Dabei werden die ätherischen Öle direkt über die Haut aufgenommen und gelangen in die Blutbahn. Die Öle wirken dabei zum Beispiel antiviral, antibakteriell oder antimykotisch. Bei einem beginnenden Infekt können durch ätherische Öle etwa in einem Fußbad die Keime reduziert werden. Über den Geruchssinn hingegen wird die emotionale Schaltung aktiviert – ein Duft kann etwa entspannen oder aktivieren. In der Aromapflege arbeiten wir also von außen, aber auch von innen.

Gerade bei alten Menschen, wie kann Aromapflege hier das Leben verbessern?
Einerseits können wir zum Beispiel mit elektrisch betriebenen Duftlampen oder Duftsteinen arbeiten, das ist aber gerade in einem Altersheim oft schwierig, wenn sich zwei Bewohner in einem Zimmer befinden. Alternativ dazu gibt man ganz einfach einen Tropfen ätherisches Öl auf ein Taschentuch und dann kann der Bewohner daran riechen. Dass hilft zum Beispiel gegen Übelkeit, Kopfschmerzen oder kann bei einer Erkältung angenehm sein. Aber auch wenn ich traurig bin, wird durch den guten Geruch die Stimmung aufgehellt.

Wo hat die Aromatherapie ihren Ursprung?
Die Anwendung von ätherischen Ölen geht schon auf das alte
Ägypten zurück. Aromapflege, so wie wir sie heute kennen, hat in
den vergangenen 50 Jahren in England einen großen Aufschwung erlebt. Vor ungefähr 35 Jahren ist das Thema dann auch in den deutschsprachigen Raum gekommen.

Wichtig ist, bei der Anwendung auf den eigenen Körper zu hören
Wichtig ist, bei der Anwendung auf den eigenen Körper zu hören © (c) id-art - stock.adobe.com


Sie bieten die Aromapflege auch als Weiterbildung für Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger an. Erfreut sich diese Weiterbildung in Österreich großer Beliebtheit?
Die Aromapflege ist in der Pflege sehr beliebt, weil man dabei auch wieder kreativ sein kann und Hand anlegt – eben pflegt. Gleichzeitig tut man sich ja auch selbst etwas Gutes, wenn man die Öle bei einem Bewohner anwendet. Eine Hausfrau kann aber genauso etwas über die Anwendung von ätherischen Ölen lernen, nur hat sie natürlich einen anderen Zugang zu Krankheit und Gesundheit.

Warum wird Aromatherapie teils noch mit Esoterik in Verbindung
gebracht?
Dieses Problem existiert, weil es Therapeuten gibt, die sich auch der Esoterik widmen. Schwierig wird es dann, wenn diese beginnen, Heilversprechen zu machen, die sie nicht halten können. Kranke  Menschen sind eher bereit, solchen Versprechungen zu glauben.

Wenn man Aromapflege in Anspruch nehmen möchte, worauf sollte man bei der Suche nach einem Anbieter achten?
Wir in der Gesundheits- und Krankenpflege dürfen bei unserer Beratung zum Beispiel gar nicht von Aromatherapie sprechen, weil wir keine Therapeuten sind – wir sind Pflegefachkräfte. Diese Beratungen finden im Pflegealltag statt; gute Beratung kann man auch in einer Apotheke bekommen, aber auch genauso eine schlechte. Krankenhäuser und Altenheime, die Aromapflege anbieten, sind fast in jedem Fall zu empfehlen.

"Die Aromapflege ist in der Pflege sehr beliebt, da man Hand anlegen kann - eben pflegt.“ Bärbl Buchmayr, Aromapflegerin
"Die Aromapflege ist in der Pflege sehr beliebt, da man Hand anlegen kann - eben pflegt.“ Bärbl Buchmayr, Aromapflegerin © KK


Wenn ein älterer Mensch, der in keinem Heim lebt, Aromapflege in Anspruch nehmen möchte, gibt es dann Anlaufstellen für ihn?
Ja, die gibt es und zwar Gesundheits- und Krankenschwestern, die in den Institutionen tätig sind und Fort- und Weiterbildungen zu dem Thema absolviert haben.

Ist Aromatherapie in jedem Fall unbedenklich? Was gilt es zu beachten?
Nur weil es natürlich ist, heißt das nicht, dass ätherische Öle nicht auch gefährlich sein können. Bei Thymian darf ich zum Beispiel nur eine bestimmte Sorte bei Säuglingen und Kleinkindern verwenden, den Thymian Linalol, alle anderen sind zu stark wirksam sowie hautreizend und daher nicht empfehlenswert.

Kann man gewisse Anwendungen auch selbst praktizieren?
Es gibt viele Maßnahmen, die man selbst durchführen kann, wenn man weiß, wie die einzelnen Öle wirken. Man kann etwa im Winter das ätherische Öl in eine Duftlampe träufeln, ein Fußbad machen oder sich selbst einen Wickel anlegen. Die Öle bekommt man unter anderem in Apotheken und Reformhäusern.