"Der Schmutz hat mich nie gestört“

Corinna Pierer (19). Begann ihre Rauchfangkehrer-Lehre 2015.

© Oliver Wolf

Ich habe in der 4. Klasse Hauptschule bereits im Betrieb „geschnuppert“, es hat mir so gut gefallen, dass ich gleich gefragt habe, ob ich nach dem Schuljahr mit meiner Lehre beginnen kann. Es gefällt mir als Rauchfangkehrerin, dass ich immer mit verschiedenen Leuten zu tun habe und dass ich mein eigener Chef bin. Ich fahre alleine herum und kann mir meinen Arbeitstag selbst einteilen. Das frühe Aufstehen und der Schmutz haben mich nie gestört. Im Gegenteil, am liebs­ten kehre ich Holzvergaser oder Ölheizungen. Und das ist die Arbeit, wo man so richtig schmutzig wird. Da kann man sich so richtig auspowern – echt klasse! Es passiert mir aber immer noch, dass Männer überrascht sind, wenn eine Frau vor ihnen steht. Aber mit einem gewissen Schmäh ist dieses Problem auch schnell behoben. Am besten gefällt mir an ­meiner Lehre, dass man so viel lernt und täglich neue Dinge erlebt.“

„Ich habe einen schlechten Geruchssinn“

Melina Franz (26). Im dritten Lehrjahr als Tierpräparatorin im Naturhistorischen Museum Wien.

© Oliver Wolf

Ich war 14 Jahre alt, als wir vom Gymnasium aus einen Online-Talentecheck machten, welcher Job für uns am besten passen würde. Da kam bei mir wirklich an erster Stelle Präparation und an zweiter Stelle Grafikdesign. Damals dachte ich mir: Präparation, was fange ich damit an? Deshalb habe ich „die Grafische“ in Wien gemacht. Matura, Diplomarbeit, das volle Programm. Nach einer Zeit habe ich aber gemerkt, dass ich nicht mein ganzes Leben lang am Computer sitzen will, sondern etwas Kreatives mit meinen Händen arbeiten will. Dann habe ich mich wieder an diesen Test erinnert.
Ich wollte es einfach probieren und habe dem Museum geschrieben. Mit 22 Jahren habe ich hier dann zwei Praktika gemacht und es hat mir richtig gut gefallen. Ich habe die Lehre angefangen, sobald die Stelle frei war. Ich habe schon in meinen Praktika mit toten Tieren gearbeitet und zum Beispiel Vögel abgezogen. Wenn man die Grundgriffe kann, geht es ziemlich schnell. Zurzeit machen wir oben im Schausaal die Anakonda-­Vitrine neu. Schlangen zu präparieren hat uns auch wirklich vor Herausforderungen gestellt – das Tier ist 4,20 Meter lang. Das war mein erstes wirklich großes Projekt. Ich bin nach jedem Präparat oder besser gesagt Kunstwerk stolz. Man sollte für diesen Beruf auf alle Fälle Kreativität mitbringen, weil man auch immer wieder neue Ansätze für verschiedene Tiere und Situationen finden muss. Es darf einem natürlich auch vor nichts grausen. Mein Vorteil ist ja, dass ich einen massiv schlechten Geruchssinn habe.
Meine Mama war anfangs sehr skeptisch, aber mittlerweile erzählt sie auch ihren Kunden im Friseursalon ganz begeistert, was ich beruflich mache. Sie hat auch zwei Präparate von mir zu Hause stehen – eine Elster und ein Mauswiesel.“

„Naschen ist hier Qualitätskontrolle“

Manuel Vlazny (16). Ist in seinem ersten Lehrjahr als Pralinen- und Konfektmacher bei Heindl.

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Ich habe schon in der Volksschule zu Hause gerne Kekse gebacken, dann wurde mir auch schnell klar, dass ich so etwas in der Art auch einmal beruflich machen will. Am Anfang wusste ich gar nicht, dass es diesen Lehrberuf überhaupt gibt. Ich habe dann einfach im Internet und in Zeitungen nachgeschaut, was ich machen könnte, und bin dann auf einer AMS-Homepage darauf gestoßen. So kam ich auch zu Heindl. Ich bin nun seit September hier und es taugt mir richtig. Meine Hauptaufgaben sind, darauf zu achten, dass der Betrieb läuft, dass die Massen gemischt und im Gießer sind. Das Mischen der Massen macht mir besonders viel Spaß. Viele meiner Freunde und meine ­Eltern haben mich schon gefragt, ob ich ihnen nicht auch zu Hause einmal Pralinen mache. Die bekommen sie aber nur zum Geburtstag oder so. Naschen gehört zu meiner Arbeit dazu, weil man ja auch die Qualität kontrollieren und kosten muss, ob es schmeckt. Meine Lieblingsschokolade? Das sind die Sissi-Taler.“