Woran sind Sie ausgebrannt?

WOLFRAM PIRCHNER: Am Burnout-Syndrom kann man nur dann erkranken, wenn man einmal ein "Burn In" hatte – entflammt war. Ich hatte kein Burnout, sondern Angstzustände und Panikattacken. Schuld war möglicherweise eine Überlastung im privaten wie auch beruflichen Bereich: Zuviel Stress, ein an- und eingelernter Perfektionismus, einen Hang zur Verantwortlichkeit für jeden und alles.

Was waren die ersten Anzeichen?

PIRCHNER: Die ersten Anzeichen waren Schwindelanfälle während einer von mir moderierten "Zeit im Bild"- Sendung im Jahre 1994, die dann von der Frequenz her immer öfter und intensiver auftraten. Dazu Herzrasen, Schweißausbrüche ...

Wann haben Sie gemerkt, dass Sie Hilfe brauchen?

PIRCHNER: Als ich zum wiederholten Mal mitten in der Nacht ins Krankenhaus gebracht wurde, mit der Bitte, EKG und Bluttests zu machen, weil ich ja nicht mit einer psychischen Indisposition gerechnet habe. Ein junger Arzt hat mir dann quasi die Augen geöffnet und mir vermittelt, dass ich "ver – rückt" sei, also aus der Mitte. Dann war mir langsam klar, dass ich mir selbst nicht helfen kann und habe professionelle Hilfe gesucht. Einige Monate haben mich Psychopharmaka – unter ärztlicher Kontrolle – zufrieden gestimmt, danach habe ich einen Psychotherapeuten gesucht und auch gefunden.

Wie ist es Ihnen während der Panikattacken und Angstzustände gegangen?

PIRCHNER: Schlecht, schlechter, am schlechtesten. Kino war unmöglich, Gasthausbesuche auch, Menschenansammlungen waren unerträglich, Theater, Auto fahren und im Stau stehen ein Grauen. Ich habe mich zumeist unter großem Druck gefühlt, mich völlig zurück gezogen, war zumeist gestresst und unruhig. Die Lebensqualität war auf ein Minimum beschränkt.

Was hat Ihnen geholfen?

PIRCHNER: Meine Psychotherapeutin und ich selbst. Meiner Meinung nach ist es falsch, Hilfe in der eigenen Familie, im engsten Freundeskreis zu suchen. Man wird sie nicht finden. Mitleid – ja, Empathie – ja. Aber keine Unterstützung im Sinne einer "Heilung". Da ist der professionelle Dienstleister gefragt und gefordert. Und der Schritt dorthin ist schon die halbe Miete.

Was waren die ersten Anzeichen?

PIRCHNER: Die ersten Anzeichen waren Schwindelanfälle während einer von mir moderierten "Zeit im Bild"- Sendung im Jahre 1994, die dann von der Frequenz her immer öfter und intensiver auftraten. Dazu Herzrasen, Schweißausbrüche ...

Warum haben Sie sich zum Lebensberater ausbilden lassen?

PIRCHNER: Ich wollte helfen. Mein Outing im Fernsehen damals, dass ich zur Therapie gehe – übrigens völlig ungeplant –, hat enorme Reaktionen hervor gerufen. Ich wollte die rund 1000 Betroffenen, die mir danach geschrieben haben, unterstützen, Ihnen Ratschläge erteilen und habe erkannt, dass das erstens unseriös und zweitens unprofessionell ist. Daher habe ich den Entschluss gefasst, eine professionelle Ausbildung als Lebensberater zu machen.

Was haben Sie bei Ihrer Ausbildung gelernt?

PIRCHNER: Ich habe das Leben kennen gelernt. Ich habe das Leben leben gelernt. Ich habe verschüttete Ressourcen ausgegraben und neue entdeckt. Und ich habe gelernt, "Nein" ohne Begründung zu sagen. Ich habe gelernt "Wertschätzung", "Gelassenheit" und "Genießen", als wichtige Parameter meines Lebens anzunehmen. Und ich habe gelernt, dass ich mir fallweise auch zur einen oder anderen Leistung gratulieren darf.

Wie gehen Sie heute mit Stress um?

PIRCHNER: Ich habe ein gutes Zeitmanagement, Wochenplanung ist selbstverständlich. Ich verfüge über eine Reihe von Stressbewältigungsstrategien und ich weiß, wie ich innerlichen Druck abbaue. Ich gönne mir mehr Zeit und verbringe sie fast ausschließlich mit Menschen, die ich mag (was beruflich natürlich nicht immer geht).

Hätten Sie einen persönlichen Tipp für unsere Leser?

PIRCHNER: Gleich drei: Stell Dich in den Mittelpunkt Deines Lebens, aber nimm Dich nicht allzu wichtig. Und: Wenn Du andere, helfen willst, dann sollte dies wertschätzend und ausschließlich zum Wohle des anderen geschehen. Aber der wichtigste Satz: Professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen ist keine Schande. Im Gegenteil!