Ein naher Angehöriger stirbt, eine lange Beziehung endet abrupt im Streit, Liebgewonnenes zerfließt, gewohnte Dinge ändern sich schlagartig, manchmal auch ganze Lebensumstände. Irgendwann treffen solche Situationen jeden Menschen. Und die Trauer, der Schmerz über den Verlust, all das kann den Betroffenen emotional massiv in Anspruch nehmen. In der Belastungsforschung rangiert Trauer an oberster Stelle. Befindet sich ein Mensch in so einer Situation, durchläuft er oft mehrere Phasen: Jene des Schocks, dann jene der Verdrängung, in der viele oft nicht wahrhaben wollen, was wirklich passiert ist. Anschließend stellt sich eine Phase ein, in der man lernt, mit dem Verlust umzugehen und Abschied zu nehmen.

Schließlich folgt die Neuorientierung. Ein Abschnitt, in der man ein Leben ohne den geliebten Menschen akzeptiert hat und neue Pläne schmiedet. Die aktuelle Trauerforschung zeigt, dass viele Menschen ihre Trauer nicht so phasenartig durchleben, Trauer ist ein individueller Prozess, in dem Menschen unterschiedlich Zeit, Raum und Mitmenschen als tröstende Unterstützer brauchen, damit die verwundete Seele wieder zur Ruhe kommen kann. Die meisten Menschen können ihren Trauerprozess dann gut abschließen.

Mit Trauerbegleitung den Schmerz verarbeiten

Wenn diese Unterstützungen fehlen oder Schmerz nur verdrängt wird, wie das in unserer Leistungsgesellschaft oft nötig ist, kann sich eine negative Entwicklung einstellen. Es besteht die Gefahr von Depressionen oder der Unfähigkeit, sich auf Liebe einzulassen. In dieser Situation ist es sinnvoll, die Begleitung eines Lebensberaters zu suchen. Die Berater nehmen sich für die Klienten Zeit, geben ihnen Raum, ihre Gefühle auszudrücken, die sie sonst hinunterschlucken müssten. Dabei wendet die Lebensberatung verschiedene Methoden an, um es Menschen zu ermöglichen, sich im Leben wieder neu zu orientieren. Das kann bei einem Todesfall etwa ein fiktives Gespräch mit dem Verstorbenen sein – im Sinne von Abschied nehmen. Eine andere Möglichkeit ist es, all das festzuhalten, was gut war in der Beziehung, bis sich daraus Dankbarkeit entwickelt. Auch offene Vorwürfe und Schuldgefühle werden bearbeitet. Solange, bis man sie loslassen kann.