Technikaffin war sie immer schon. ­Bereits als Kind ­bekam Elke Zandl von ihren Eltern Bedienungsanleitungen und ­Gebrauchsanweisungen unterschiedlichster Neu­anschaffungen in die Hand gedrückt, weil sie die Einzige im Haus war, die sie nicht nur verstand, sondern sich sogar dafür interessierte. „Auf mich hat Technik schon immer eine Faszination ausgeübt“, schwärmt die heute 45-Jährige, die nun bei Neuroth in Liezen ihren Kunden ein besseres Gehör verschafft.

Nach einer abgeschlossenen Lehre als bautechnische Zeichnerin mit Maurerberuf stand aber erst einmal die Familie, also die beiden Söhne (heute 16 und 23 Jahre alt), und der Hausbau im Mittelpunkt. Als die Kinder „aus dem Gröbsten heraus“ sind, kehrt Zandl bei einem Elek­trofachmarkt ins Arbeitsleben zurück. Als dieser Konkurs anmeldet, beginnt sie in der Boutique eines Möbelhauses. „Eine Freundin hat mich dann darauf aufmerksam gemacht, dass man bei Neuroth Leute sucht. Ich habe dort anfangs zehn Monate als Verkaufsassistentin gearbeitet. Der Beruf war so interessant für mich. Der Umgang mit den Menschen motiviert so ungemein.“ Außerdem sei es für sie an der Zeit gewesen, wieder zu investieren, und zwar in sich. „Ich habe die He­rausforderung gesehen, in meinem Alter noch einmal mit etwas Neuem zu beginnen.“

Ganz unter dem Motto: „Das kann noch nicht alles gewesen sein“ startet Elke Zandl mit 41 Jahren die Lehre zur Hörakustikerin. Mit diesem Alter gehört sie bei dem Hörakustik-Unternehmen absolut zum Durchschnitt. Rund die Hälfte der Mitarbeiter in den Fachinstituten ist über 40, rund 20 Prozent sind über 50 Jahre alt. Und das hat auch einen Grund. Lebenserfahrung und Einfühlungsvermögen gehören zu den wichtigsten Eigenschaften eines Hörakustikers. Das kann Elke Zandl nur bestätigen: „Man setzt sich ja nicht nur her und verkauft ein Hörgerät, sondern man ist ja auch Psychologe. Da ist es wichtig, dem Kunden auf Augenhöhe zu begegnen.“


Lukas Schinko, Neu­roth-Vorstandsvorsitzender: „Wir haben kein Alterslimit. Für uns steht nicht das Alter unserer Mitarbeiter im Mittelpunkt, sondern der Mensch mit seiner Erfahrung. Denn das ist bei der Hörgeräte-Beratung enorm wichtig – vor allem im Umgang mit älteren Kunden. Da­rum bieten wir mit der Ausbildung zum Hörakustiker am zweiten Bildungsweg auch jenen eine Chance an, die sich umorientieren wollen.“

Und genau das wollte auch Profifußballer Stefan Erkinger vor fünf Jahren. Nach Stationen beim GAK, wo er 2002 einen Profivertrag erhielt, und in Kapfenberg, wo man den ­Meistertitel in der zweithöchsten Liga einsacken konnte, war für ihn nach einem Wechsel nach Klagenfurt die Zeit auf dem Spielfeld vorbei. „Ich war der, der dorthin gegangen ist, wo es wehgetan hat. Ich hatte die verteidigende Rolle im defensiven Mittelfeld und habe versucht alles abzuräumen“, erinnert sich der 37-Jährige. „Wenn man sein Hobby zum Beruf macht, denkt man gar nicht darüber nach, was man am Ende dieser Laufbahn macht.“ Doch im Jahr 2013 stand er genau vor diesem Problem. „Zum Spiel fehlten mir Antrieb und Motivation, deswegen habe ich dann auch begonnen, mich nach Alternativen umzusehen.“

Bei der Plattform „Kada – Karriere danach“ bekam Erkinger den Tipp, einfach eine Initiativ­bewerbung an Neuroth zu schicken. „Im Profifußball ­gehen viele am Ende der Karriere den Trainerweg, das war aber nichts für mich, ich wollte ­etwas komplett anderes ­machen. Am Anfang war es ­natürlich auch vom Finanziellen her nicht leicht, weil ich bereits zweifacher Vater war.“ Dazu kam, dass der 37-Jährige nicht an ein klassisches Arbeitsleben gewöhnt war. „Ich habe das nicht gekannt. Ich hatte zwei- bis dreimal Training, hatte mehr Freizeit und war viel mehr draußen. Aber der Schritt zur Lehre war der absolut richtige.“

Stefan Erkinger ist 37 Jahre alt und lebt mit seiner Frau Verena sowie den beiden Kindern Patrizia (8) und Tristan (6) in Graz. Vor seiner Hörakustiker-Lehre war er Profifußballer bei GAK, Kapfenberg und Klagenfurt.
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Mittlerweile arbeitet Erkinger seit fünf Jahren in Graz als Hörakustiker. Sein Tipp an all jene, die auch mit dem Gedanken spielen, umzusatteln: „Es ist nie zu spät, vor allem, wenn man seine Alternativen ­abwägt. Sicher ist es nicht immer leicht, aber man wächst hinein.“