Der Begriff der Physio-therapie geht auf die griechischen Worte physis („Natur“) und therapeia („das Dienen“) zurück. Das ist insofern irreführend, da, um ein gemeinsam definiertes Therapieziel zu erreichen, nicht nur der Therapeut, sondern vor allem der Patient aktiv werden muss.Zwar kennt der Physiotherapeut die notwendigen Übungsprogramme genau und erklärt sie auch dem Patienten ausführlich, dieser aber ist dann gefordert, die Übungen eigenverantwortlich und regelmäßig zu Hause durchzuführen, um den gewünschten Therapieerfolg zu erzielen.

Die Anwendungsgebiete der Physiotherapie sind zahlreich: von der Behandlung von Schmerzzuständen jeder Art (z. B. nach Bandscheibenvorfällen) über die Wiederherstellung der Mobilität nach Sportunfällen, Operationen oder langen Krankheiten bis hin zur Behandlung von orthopädischen Erkrankungen wie Skoliose, Fehlstellungen und Arthrose. Bei der Behandlung orientiert sich der Physiotherapeut sowohl an den natürlichen chemischen, physikalischen und mechanischen Reizen der Umwelt (z. B. Wärme, Kälte, Druck, Strahlung, Elektrizität) als auch an den anatomischen Gegebenheiten des Patienten. Durch die gezielte Anwendung dieser Reize wirkt sich Physiotherapie funktionsverbessernd auf den gesamten menschlichen Organismus aus.

Die Wurzeln der Physiotherapie reichen weit zurück. Schon im Altertum wussten die Chinesen, dass gymnastische Übungen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben. In Europa hingegen blieb Gymnasik als Mittel der Körperertüchtigung während Antike, Mittelalter und früher Neuzeit nur den Männern, die sich im sport- und wehrfähigen Alter befanden, vorbehalten. Das änderte sich mit dem modernen Wissenschaftsverständnis im 19. Jahrhundert. Die Heilgymnastik und auch deren Ausbildung wurde zunehmend bedeutender.

In Österreich wurde im Jahr 1916 die erste Ausbildungsstätte als „Schule für Assistentinnen der Physikotherapie“ in Lainz am Kaiser Jubiläumsspital der Stadt Wien als Privatschule eröffnet.
Die beiden Weltkriege mit der großen Zahl an Verwundeten trugen dazu bei, dass sich die Physiotherapie im 20. Jahrhundert rasant weiterentwickelte. Neue Arbeitsgebiete eröffneten zwar neue Tätigkeitsbereiche, dennoch blieben Therapeuten im Status von ärztlichen Hilfskräften. Das änderte sich erst Mitte des vergangenen Jahrhunderts, als sich diverse neue Konzepte wie das „Kaltenborn-Evjenth-Konzept“, das „Maitland-Konzept“ oder die Entwicklung der „Funktionellen Bewegungslehre“ (FBL) und der daraus abgeleiteten Behandlungsmethoden auch bei uns durchsetzten.