Wenn andere ihr Frühstück oder Mittagessen posten, kann ich wohl auch meine Gedichte ins Netz stellen. Das dachte sich Vanessa Hollinger in den Wochen der Corona- Isolation. Der Mut der 23-Jährigen aus Admont hat sich gelohnt. Sie ist eine von drei Gewinnerinnen des Poetry Slams der Kleinen Zeitung. In ihrem eingereichten Gedicht porträtiert die angehende Volksschullehrerin die unterschiedlichen menschlichen Verhaltensmuster während der Coronazeit – vom lethargischen Eigenbrötler bis zum schwitzenden Fitness-Junkie. „Eigentlich wollte ich einen kritischen Text über das Selbstoptimieren schreiben. Am Ende ist es ein aufbauender Text über die verschiedenen Alltagsstrategien während Corona geworden“, sagt sie über ihren Text.

Die selbstständige Universalkünstlerin Lila Herderberg (58) übt in ihrem Text „Austrian Agenda 2020“ hingegen deutliche Kritik. Basierend auf der „Ballade vom lieben Augustin“ verwebt die Grazerin Gesang und Gedicht, Mahnung und Hoffnung. „Für mich war die Kunst des Poetry Slams immer etwas für Junge. Aber in der Coronazeit habe ich mich an dieses Gebiet herangewagt“, erzählt die Sängerin und Malerin. Herderberg, die ihre Poetik als „seelisch“ beschreibt, gelingt mit ihrem Text ein packend-kritischer Appell. „Viele Künstler leben gerade von der Hand in den Mund. Die Situation ist prekär“, betont sie. „Aber wir machen weiter. Der liebe Augustin gibt auch nicht auf“, zeigt sich Herderberg kämpferisch.

Eine Hommage an die Heimat hat hingegen die gebürtige Pöllauerin Lisa Hörting verfasst. Ihr Mundart-Gedicht „Wos is Hoamat?“ ist keine simple Liebeserklärung an die Geografie, sondern eine seelische Spurensuche zwischen Vertrauen und Vertrautheit. „Beim Dichten kann ich meine Gedanken ordnen und klarer darlegen“, erklärt Hörting, die passend zu der von ihr angesprochenen „Heimat“ im Tourismusbüro Oststeiermark arbeitet.

Informationen und Werke der Autorinnen:

Lisa Hörting: hoerting@gmx.net

Lila Herderberg: herderberg.com