„Eine ‚Entführung‘, die ihresgleichen sucht, hat sich in Velden am Wörthersee zugetragen: Die sterblichen Überreste des Milliardärs Friedrich Karl Flick sind spurlos aus seiner letzten Ruhestätte auf dem Veldener Friedhof verschwunden. In der Gruft, die den Sarg des am 5. Oktober 2006 verstorbenen Milliardärs beherbergt hat, herrscht gähnende Leere. Der Raub des prominenten Toten wurde gestern entdeckt.“ Das schrieb die Kleine Zeitung am 20. November 2008.

delikt

Zwei Jahre nachdem der superreiche Wahlkärntner verstorben war, konnte von Totenruhe also keine Rede mehr sein, der Fall dominierte die internationalen Schlagzeilen und schnell war klar, dass es sich um eine Erpressung handelt. Doch die Auswüchse, die der Fall annahm, wären wohl selbst für ein Film-Drehbuch zu skurril.

100.000 Euro im Stephansdom

Sechs Millionen Euro lautete die Forderung der Erpresser. Um der Familie zu beweisen, dass man im Besitz des Sargs sei, deponierten die Täter ein Stück aus dem Sarg unter einer Bank des Stephansdoms in Wien. Ebendort wurde die erste Zahlung von 100.000 Euro an die Erpresser hinterlegt. Weitere 100.000 Euro zahlte man in Budapest.

Während die Flick-Familie stets bestritten hatte, Lösegeld zu zahlen, war im Hintergrund einiges am Köcheln. Der Polizei vertraute man nicht, eine private Detektei ermittelte und kam auf eine Spur in einem ungarischen Hotel. Sie verfolgten einen der Täter, als er unterwegs war, um einen Komplizen zu bezahlen und stellten ihn zur Rede. Der Mann führte die Detektive zum Sarg. Nach über einem Jahr war der Fall geklärt und Flick konnte wieder zu seiner letzten Ruhestätte in Kärnten zurückkehren.

Wahrsagerin und Anwalt

Für die Kleine Zeitung berichtete damals Jochen Bendele. Beim Podcast-Festival in Klagenfurt sprach er mit delikt-Host David Knes darüber, welche Schwierigkeiten Recherchen im Milieu der Superreichen mit sich bringen. Über falsche Spuren, eine ergebnislose Razzia im Burgenland und ein verblüfftes altes Ehepaar. Wie ein Anwalt mit einer Wahrsagerin die ausgelobte Belohnung für Hinweise auf den Standort des Sargs abstauben wollte und wie die Einleitung des Erpresserbriefs („Ich bin der Boss der Grabräuber“) die Polizeipsychologen beschäftigte.

Außerdem: Weitere Beispiele von Entführungen Verstorbener, von Charlie Chaplin bis Enzo Ferrari.