Mit Anfang Oktober hat die Energie Graz ihre Fernwärmetarife gesenkt, fast gleichzeitig ist der Nahostkonflikt wieder aufgeflammt. Damit stehen auch die Erdöl- und damit die Energiepreise wieder im Fokus. Werden sie wieder steigen?

WERNER RESSI: Über das, was in Nahost künftig passiert, können wir keine Vorhersagen treffen. Aber was die bevorstehende Heizsaison und das Jahr 2024 betrifft, haben wir unseren Einkauf weitestgehend abgeschlossen und damit unseren Strom- und Gasbedarf gedeckt. Da können wir mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Kosten stabil bleiben werden. Tatsächlich haben wir heuer bei all unseren Produkten die Preise – frühzeitig und nicht unerheblich – sogar gesenkt: bei Strom minus 30 Prozent, bei Gas minus 20 Prozent und zuletzt auch für die Fernwärme bei einer durchschnittlichen Wohnung um 100 Euro. Wenn der Nahost-Konflikt nicht weiter eskaliert, würden wir durchaus Licht für weitere Preisreduktionen sehen.

Warum dieses ständige Auf und Ab beim Preis?

RESSI: Das Marktsystem ist insgesamt sehr sensibel und reagiert auf kleinste Erschütterungen. Unsere Preiskalkulation beruht darauf, dass wir über einen längeren Zeitraum kleinere Tranchen am Markt einkaufen und dann einen Durchschnittspreis bilden. Damit können kurzfristige Preisausschläge nach oben abgefangen werden. Das bedingt aber auch eine längere Reaktionszeit bei Preissenkungen.

Allgemein leiden die Menschen unter der Rezession und der sinkenden Kaufkraft. Was sagen Sie jemandem, der sich seine Energiekosten nicht mehr leisten kann?

BORSI PAPOUSEK: Wir haben im Zuge der Preiserhöhungen im letzten Jahr einen Härtefallfonds, der mit einer Million Euro dotiert ist, eingerichtet. Das war eine außergewöhnliche Maßnahme für außergewöhnliche Zeiten, um in Zusammenarbeit mit Caritas und Sozialamt in besonderen Härtefällen rasch und unbürokratisch helfen zu können. Parallel haben wir seit einiger Zeit die Aktion „Energie gegen Armut“ laufen, bei der Kunden an uns spenden können. Die Energie Graz verdoppelt diese Spende, die dann zielgerichtet verwendet wird, um vor allem beim Umstieg auf nachhaltigere Energieformen und effizientere Geräte zu helfen.

Aber überspitzt formuliert kann es betriebswirtschaftlich ja nicht Ihr Ziel sein, dass der Energieverbrauch sinkt.

RESSI: Aber Energieverschwendung ist definitiv auch nicht unsere Mission. Wir bieten daher eine ganze Palette an Energieeffizienzmaßnahmen für unsere Kundinnen und Kunden und stellen uns auch als Unternehmen entsprechend zukunftsorientiert auf.

PAPOUSEK: Wir arbeiten sehr intensiv an den Bausteinen einer „grünen“ Energiezukunft, wollen für unsere Kunden ein Partner für die Energiewende sein.

Wie sieht diese Zukunft aus?

PAPOUSEK: Unser Portfolio wird viel stärker auf erneuerbaren Quellen basieren. Es geht aber auch um Dienstleistungen und intelligente Technologien, die Kunden bei der effizienten Verwendung von Energie unterstützen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Stadt Graz möglichst nachhaltig und lebenswert zu machen. Da nehmen wir beispielsweise bei Photovoltaik-Gemeinschaftsanlagen auf Mehrparteienhäusern eine Vorreiterrolle in Österreich ein. Dort kommt der Strom vom eigenen Dach den Bewohnern direkt zugute – und da dafür keine Netzgebühren zu bezahlen sind, ist er nicht nur ökologischer, sondern auch günstiger. Wir konnten bereits 50 solcher Eigenstrom-Anlagen errichten. Mit der Holding Graz arbeiten wir auch an einem Photovoltaik-Masterplan für die Stadt. Ziel ist es, bis zu 50 Prozent des Strombedarfs, der für die Straßenbahnen, Verwaltungsgebäude oder Schulen gebraucht wird, über Photovoltaikanlagen auf Dächern oder Freiflächen selbst zu erzeugen.

Wie sichern Sie sich gegen Blackouts ab?

RESSI: Damit und mit dem Management einer Mangellage haben wir uns aufgrund der Ukraine-Krise und der unsicheren Versorgungslage sehr intensiv befasst. Dabei geht es zum einen um Vorsorge bei der Einlagerung, zum anderen um Vorkehrungen bei den technischen Systemen. Man hat ein funktionierendes Krisenmanagement sicherzustellen, um darauf reagieren zu können.

PAPOUSEK: Wichtig ist, dass man versorgungstechnisch auf mehreren Beinen steht und nicht von einem Lieferanten oder System abhängig ist.

Ihr persönlicher Energiespartipp?

RESSI: Die Raumtemperatur ein, zwei Grad zurückdrehen …

PAPOUSEK: … und die Temperatur im Boiler zurückdrehen und eine Minute kürzer duschen.

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