Frau Graber, was assoziieren Sie mit dem Morgenstern?

Ursula Graber: Der Name dieses Preises ist so poetisch und schön. Es ist wirklich berührend, dass ich ein Stern von morgen sein kann. Der Name fühlt sich für mich wie eine warme Umarmung an, die mir neben Wertschätzung auch Energie gibt.

Und jetzt sind Sie einer?

Wenn meine Arbeit gesehen wird, leuchten und scheinen kann, würde mich das freuen.

Wie ist es um die steirische Tanzszene bestellt? Oder anders gefragt: Hat man als Tänzerin gute Möglichkeiten für Auftritte? Gibt es eine Szene, die einander kennt und schätzt?

Es gibt immer wieder internationale Tänzer*innen die hierherkommen, etwa ins Opernballett. Das ist aber nicht immer von langer Dauer. Aber internationale zeitgenössische Kompagnien kommen nicht nach Graz. Es fehlt auch ein internationales, zeitgenössisches Tanzfestival. Durch das Tanzhaus werden aber viele Tänzer*innen an einen Ort bekommen. Durch diese Vernetzung bewegt sich etwas. Alle setzen darin starke Hoffnungen.

Ursula Graber, geboren 1989 in Graz, lebt und arbeitet in Graz und Girona. Sie studierte Contemporary Dance an der Fachhochschule der darstellenden Künste Lausanne in der Schweiz und schloss 2018 erfolgreich ab.
Ursula Graber, geboren 1989 in Graz, lebt und arbeitet in Graz und Girona. Sie studierte Contemporary Dance an der Fachhochschule der darstellenden Künste Lausanne in der Schweiz und schloss 2018 erfolgreich ab. © Manuel Rieder

Sie haben in Linz und Lausanne studiert. Wie ist es dazu gekommen?

In Graz gibt es kein Tanzstudium. Ich habe mit elf Jahren zu tanzen begonnen – mit 20 habe ich mich getraut, in die Professionalität zu gehen und ein Studium anzustreben. In Brüssel gibt es das berühmte Tanzstudium P.A.R.T.S, wo ich für den Tag der offenen Tür hingefahren bin. Dort habe ich Samuel Kirschner (Tanzhaus Graz) kennengelernt. Er studierte damals in Linz. Kurzerhand habe ich dort die Aufnahmeprüfung gemacht und fand mich dann als Linzer Studentin wieder. Dort habe ich viel Technik gelernt, die Vielfalt hat mir aber gefehlt. Mir war wichtig zu kreieren, zu forschen, zu experimentieren. Als ich vom neu etablierten Tanzstudium in Lausanne gehört habe, war ich sehr froh. Ich habe es gleich probiert und muss sagen, dass das Haus so willkommen heißend war. Die Zeit in Lausanne war sehr bereichernd, weil die Unterrichtsart so neu für mich war. Man wurde begleitet und unterstützt, im eigenen künstlerischen Weg gestärkt. Dafür bin ich sehr dankbar.

Ist Graz Ihre Homebase?

Ja, großteils. Ich lebe und arbeite teilweise auch in Katalonien, weil mein Partner von dort ist. Ich wollte aber nicht von Graz weg und mir war es wichtig, dort etwas zurückzugeben, wo ich herkomme. Ich habe eine bewusste Entscheidung für Graz getroffen, hierher zurück zu gehen.

Verfolgen Sie als Künstlerin einen bestimmten Stil?

Na ja, Tanz ist sehr abstrakt. Es gibt so viele Stile und Techniken. Am Tanz ist wirklich besonders, dass er so vielfältig ist und mir ist Vielfalt sehr wichtig. Ich komme von der experimentellen Richtung und versuche, künstlerisch irgendwo zwischen „Elite“ und „allen“ zu stehen. Wichtig ist mir, dass beim Publikum Gefühle und Assoziationen entstehen.