Ulrike Haidacher stammt aus einer kunst- und kulturaffinen Familie. In Graz erwirbt sie einen Bachelor in Germanistik, in Wien schließt sie ihr Diplomstudium ab. Ihre Bachelorarbeit dreht sich um die Werke von Werner Schwab, die Abschlussarbeit beschäftigt sich mit Elfriede Jelinek. Haidacher will ursprünglich Theaterschauspielerin werden, in dieser Hinsicht scheint ihr die Bundeshauptstadt mehr an Möglichkeiten zu bieten. Ihr Weg führt dann zwar auf die Bühne, doch statt Drama wird es Dramolett, statt ans Wiener Volks- oder Burgtheater geht es zum Auftakt ins Grazer Theatercafé. Mit Antonia Stabinger, ihrer Freundin aus Schulzeiten, bildet sie ein äußerst dynamisches Duo namens Flüsterzweieck. Und gleich der erste Auftritt im erwähnten Theatercafé bringt den beiden den begehrten „Kleinkunstvogel“ in Graz. Es folgen Programme wie „selbstredend. wahnsinnig“, „WIE IM FILM nur ohne walter“, „Menschenkür“ und „Stabile Eskalation“.

Ulrike Haidacher, 1985 in Graz geboren. Sie begann ein Germanistikstudium in Graz und schloss es in Wien ab. 2009 gründete sie mit Antonia Stabinger das Theaterkabarett-Duo „Flüsterzweieck“. Ihr Debütroman „Die Party. Eine Einkreisung“ erschien im August 2021.
Ulrike Haidacher, 1985 in Graz geboren. Sie begann ein Germanistikstudium in Graz und schloss es in Wien ab. 2009 gründete sie mit Antonia Stabinger das Theaterkabarett-Duo „Flüsterzweieck“. Ihr Debütroman „Die Party. Eine Einkreisung“ erschien im August 2021. © Manuel Rieder


2017 erhalten Flüsterzweieck den Österreichischen Kabarettpreis und sind spätestens ab diesem Zeitpunkt landesweit bekannt. Dazu tragen auch Auftritte in Funk und Fernsehen bei, etwa in der Sendung „Pratersterne“ oder auf FM4. 2018 gibt es Ulrike Haidacher erstmals solo zu sehen und zwar mit dem Programm „Aus Liebe“. Aus einem Text für die Bühne wird zuerst ein Beitrag für die Literaturzeitschrift „Lichtungen“ und schließlich ein Buch. Und dieses sorgt 2021 für viel positive Resonanz.

Party mit Auszeichnung.

„Um mich zu beruhigen, um mir selbst zu sagen: ‚Das schaff ich schon‘, habe ich mir erlaubt zu schreiben, wie ich will. Und ich habe schnell gemerkt, dass das ein längerer Text wird“, sagt Haidacher im Podcast „Kunstfunken“. „Die Party. Eine Einkreisung“, erschienen bei Leykam, schildert ein Fest, auf dem sich ein Regisseur mächtig in Szene setzt. Er hält sich für genial und charmant, für schier unwiderstehlich. In Wirklichkeit wirkt er und auch ein guter Teil der ihn anhimmelnden „Party-People“ absurd bis lächerlich. Die Sprache wechselt von gewagten Schachtelsätzen zu Hochgeschwindigkeitspassagen und wieder retour.
Die Autorin wird für diese bissige Charakterstudie mit dem Peter-Rosegger-Literaturpreis 2022 ausgezeichnet. In der Folge erhält sie außerdem den „Österreichischen Literaturpreis für Erzählungen“, der vom Stieglerhaus in St. Stefan ob Stainz ausgeschrieben wurde. Die Austria Presse Agentur vergleicht Haidacher mit einem Großmeister der heimischen Literatur: „Mit ,Die Party‘ zeichnet Haidacher ein sarkastisch-schauriges Panorama einer scheinbar toleranten Künstler-Oberschicht, die unter der Oberfläche um keinen Deut liberaler ist als jene Figuren, die einst Thomas Bernhard anprangerte. Lediglich die Themen haben sich verschoben.“

Sprache als Werkzeug

Dass sie einen Hang zum Komischen hat, bestreitet die Autorin freilich nicht. Dazu kommt ein großes Faible für Sprache. Als Kind, sagt Haidacher, habe sie gar nicht so viel gelesen wie ihre Schwestern, stattdessen habe sie ständig Hörspiele konsumiert. Sie habe gerne Wörter erfunden und schon früh erste Texte verfasst. All das ist in der „Party“ feststellbar. So bieten sich den Lesern auch Bezugspunkte zu zwei anderen Größen der östereichischen Literatur, zu Jelinek und Schwab, die Ulrike Haidacher – wie bereits erwähnt – sehr eingehend studiert hat.