Das Graz Museum Schlossberg ist in zweierlei Hinsicht ein außergewöhnlicher Ort. Einerseits genießt man von dort den wohl schönsten und weitesten Ausblick auf das heutige Graz. Gleichzeitig bietet es mit seinen Exponaten und der Ausstellung aber auch einen faszinierenden Rückblick auf die Historie der Stadt und den Schlossberg. Das Areal des Museums wird von der Besonderheit des historischen Ortes und vom Anspruch, ein modernes, barrierefreies und offenes Informations- und Begegungszentrum für die Gegenwart zu sein, getragen.

Albert Erjavec,
Albert Erjavec, © (c) Elisa Wüntscher


Die Architektur des Graz Museum Schlossberg stammt vom Grazer Architekturbüro studio WG3. Es bzw. seine Masterminds, Albert Erjavec, Matthias Gumhalter, Christian Reschreiter und Jan Ries haben damit den steirischen Architekturpreis 2021 gewonnen.
Perfekte Gestaltung von Raum. Zeitgemäße Architektur bzw. die Gestaltung von Raum stellt sich dem Anspruch, Interaktion und Kommunikation und demnach Öffentlichkeit und Handeln für alle zu ermöglichen. Damit alle Menschen am kulturellen Leben teilhaben und Zugang zu Orten der Bildung finden, muss deren Architektur für alle Menschen frei zugänglich und nutzbar sein.
Dass dem studio WG3 das mit seinem Entwurf für das Graz Museum Schlossberg hervorragend gelungen ist, ist einer der gewichtigsten Gründe für die Verleihung des Architekturpreises 2021. Und so liest sich das in der Begründung der Architekturpreis-Kuratorin Gabi Schilling: „Dem Team des Grazer Architekturbüros studio WG3 sind ein bemerkenswerter Entwurf und eine herausragende Umsetzung gelungen: Mauern, die das Areal über Jahrhunderte umschlossen haben, wurden geöffnet. Es entstanden neue räumliche Übergänge und fließende, ineinander übergehende Sequenzen von Innen- und Außenräumen, spielerische Rauminterventionen und Orte der Kommunikation.“

Matthias Gumhalter,
Matthias Gumhalter, © (c) Elisa Wüntscher

Potenziale nutzen. „Das gesamte Gelände der Stall- oder Kanonenbastei war historisch lange Zeit Hoheitsgebiet der Stadt. Unser Ziel war es, vorhandene räumliche Barrieren aufzulösen, um dadurch eine einladende Situation zu schaffen. Durch bewusste Öffnung und Durchsicht soll man ins Museum hineingezogen werden. Die Kuratorin hat in ihrer Begründung unsere Gestaltungsintention sehr gut getroffen“, freut sich Albert Erjavec über den Architekturpreis. Das gesamte Team des Büros habe das Schlossberg-Museum-Projekt zwei Mal feiern dürfen: Das erste Mal, als es erfahren hatte, dass es den vorausgehenden Architektur-Wettbewerb gewonnen hatte. Und das zweite Mal, als es vom Gewinn des Architekturpreises für genau dieses Projekt erfuhr.

Auf welche Grundsätze studio WG3 bei seinen Gestaltungen baut, erläutert Christian Reschreiter: „Wir wollen grundsätzlich das gesamte räumliche Potenzial auszuschöpfen. Räume bieten immer mehrere Möglichkeiten, wir setzen Räume in Bezug und lösen klassische Grundrisse auf. Wir wollen keine klassische Aneinanderreihung von Räumen, sondern zirkulierende auf das jeweilige Projekt abgestimmte Räume. Unterschiedliche Aufgabenstellungen lassen uns immer wieder neu denken.“ Damit man diesem hohen Anspruch an sich selbst gerecht werden kann, setzt man auf Teamgeist und auf die persönlichen Stärken und Interessen, die sich – wie man nach einigen Jahren der Zusammenarbeit weiß – gut ergänzen. Jan Ries: „Wir machen Verschiedenes, doch im Grunde decken wir vom Vorentwurf bis zur Bauaufsicht alles ab. Wir besprechen die Projekte gemeinsam und verteilen die Arbeit dann wieder. Und dabei behalten wir das gemeinsame Ziel immer im Auge.“ Unisono betont das Quartett, dass jedes Projekt bei ihnen in der Zielsetzung einen hohen architektonischen Anspruch habe. Und dass man stets versuche, den Leitgedanken bzw. Spirit „It’s all about details“ – also die Liebe zum Detail – bestmöglich umzusetzen. Der Architekturpreis sei eine willkommene Anerkennung für das erbrachte Engagement. Was sie aber darüber hinaus freut: „Das Graz Museum Schlossberg ist ein Projekt, das auch ohne Preis erfolgreich war.“
Welchen Einfluss hat der Gewinn nun auf die tägliche Arbeit des Architekturbüros? Matthias Gumhalter: „Wir haben viel positives Feedback von unterschiedlichen Seiten bekommen. Mit dem Preis steigen die Chancen, zu Wettbewerben geladen zu werden. Auch das Ansehen steigt, wir werden viel ernster genommen.“