Das „zutiefst Feminine“ findet sich gleich zu Beginn der Jurybegründung. Inwieweit ist dieses Prädikat für Ihre Arbeit gültig?
Lisa Reiter: Ich würde sagen, Feinstrumpfhosen haben eine feminin wahrgenommene Erscheinung, und da ich auch als weibliche Person sozialisiert wurde, habe ich mit Sicherheit auch einen femininen Zugang zu meiner Arbeit. Wichtig für meine Herangehensweise ist aber vor allem ein feministischer Blick auf die Themen, die mich beschäftigen.

Könnten Sie davon erzählen, wie sie zum Material „Strumpfhose“ gekommen sind und die Arbeitsweise damit beschreiben?
Ich war auf der Suche nach einem Material, das in der Lage ist, Körperlichkeit auszudrücken und einen hautähnlichen Charakter hat. Dabei bin ich auf die Feinstrumpfhosen gestoßen, die für mich in ihrer Erscheinung Gegensätze vereinen. Von strapazierfähig und dehnbar bis fragil und zerreißbar – das sind Aspekte, die mich an dem Material gleichermaßen faszinieren wie am menschlichen Körper. Wie in der Jurybegründung schön beschrieben, verwende ich die Fein­strumpfhosen sowohl als Leinwand als auch als „Haut“ für meine „Beings“, die Drahtobjekte, oder auch für Installationen.

Sie sind ausgebildete Buchbinderin. Wie schätzen Sie die Bedeutung dieser Ausbildung für Ihre Karriere ein? Was hat sie motiviert, noch ein Studium in Linz anzuhängen?
Das Interesse für und die Liebe zum Material begleiten mich schon mein Leben lang. Die Wertschätzung für diverse Materialien ist definitiv etwas, das mir von meiner Familie auf den Weg mitgegeben wurde. Auch im Hinblick auf die Buchbinderei hat mich der Umgang und der gekonnte Einsatz von Materialien immer schon fasziniert. Für meine künstlerische Karriere habe ich während dieser Ausbildung viel mitnehmen könnten, sei es in Bezug auf die Gestaltung und Umsetzung meines Portfolios oder auch das Drucken und Binden meiner Kataloge.
Die Motivation, noch ein Studium zu beginnen, kommt daher, dass ich mich und meine Arbeit noch weiterentwickeln möchte und auch experimentieren will. Da das Studium „Plastische Konzeptionen“ einen Schwerpunkt auf diverse Materialien legt, denke ich, dass dies der richtige Ort ist, meine Arbeit zu reflektieren und weiterzuentwickeln.