Schreiben und Zeichnen fällt Georg Haberler nicht leicht. Erstens, weil ihm in der Schule immer wieder gesagt wurde, wie „schiach“ er schreibt. Und zweitens, weil er eine leichte Legasthemie hat. Die Nähmaschine hat dem 37-jährigen Grazer Künstler (der mittlerweile in Wien wohnt) „die Freiheit zurückgegeben, wieder etwas zu tun, ohne bewertet zu werden.“ Das sei seiner Meinung nach nicht wichtig für seine Arbeit, sondern eher eine Kritik an unserem Bildungssystem.
Zum Nähen und zu Textilien fühlte sich Haberler intuitiv immer hingezogen. Unter anderem deswegen, weil er das alte und in der Gesellschafft nach wie vor vorherrschende „Mädchen/BubWeiß/Schwarz–Frau/Mann-Denken“ immer als äußerst verstörend empfunden hat. Außerdem versteht er Malerei nicht als Farbe auf einer Oberfläche. Vielmehr will er die Struktur der Leinwand verändern und die Farbe eher in den Hintergrund stellen. Mehr will oder kann Georg Haberler auf die oft gestellte Frage nach seiner künstlerischen Praxis gar nicht sagen: „Es ist sehr schwierig, das genau zu beantworten. Deswegen mache ich ja auch bildende Kunst. Ich glaube tatsächlich, dass sich diese Frage am besten beantwortet, wenn man meine Arbeit ansieht.“

Die Frage nach der künstlerischen Praxis kann dafür Lina Albrikiene, ihres Zeichen Kuratorin des Förderungspreises des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst, beantworten: „Haberler offenbart seine Fantasiewelt, indem er kindlich-naive Geschichten in der Art von Cartoons kreiert, die jeder und jede von uns in eine beliebige Reihenfolge bringen kann, um daraus eine eigene Geschichte zu machen. Tiere, Vögel, Menschen, Häuser und sich bewegende Fahrzeuge (Kräne, Boote, Flugzeuge etc.) sind Georg Haberlers Figuren auf der Leinwand. Seine Malereien erzeugen eine bestimmte Bewegung – die Bewegung und Veränderungen der Welt, in denen wir eine Mixtur von Objekten unterschiedlicher Zeitlichkeit wiedererkennen: von der alten Welt bis in die Jetztzeit.“

Georg Haberler, geboren 1985 in Graz
Georg Haberler, geboren 1985 in Graz © (c) Elisa Wüntscher