Textiles Gestalten, Lehramt, wurde von Ulrike Vonbank-Schedler erwartet. Die erste Akademikerin in der Familie gab nach dem Probejahr auf. Schule mochte sie nie, auch nicht als Lehrende.

So fand sie sich schließlich mit Kindern, Mann und Betrieb in Wien wieder. Die Werkstatt war bald zu klein und der Kinderspielplatz keine Option. Es sollte also aufs Land gehen. Das Umland von Wien war zu teuer, und bald begannen die Vonbanks die Steiermark zu erforschen.

Über einen Künstlerfreund kamen sie zum ersten (von Heimo Wallner organisierten) Symposium in Schrattenberg. Die Gegend fühlte sich vertraut an, angenehm. Und hier auch einen Ort für Kunst und Diskussion in der Nähe zu haben, war Motivation genug, sich im oberen Murtal anzusiedeln.

Was hält Sie in Murau?
Ulrike Vonbank-Schedler: Wir suchten einen Ort zum Leben und Arbeiten, aber auch für Kunst, Diskussion und Beteiligung. Das haben wir gefunden. In dieser Gegend, die etwas vom hinteren Bregenzerwald hat, vom Vorarlberg der 70er. Weit genug weg von Nachbarn, aber nah genug, um miteinander etwas auf die Beine zu stellen.

Haben Sie das Gefühl, das Profil des Preises passt zu Ihnen? Ist es der richtige Preis für Sie?
Ich kannte den Preis nicht. Dann hab’ ich ihn gegoogelt, auch Hanns Koren gegoogelt. Ich hätte mich nicht nominiert, weil es präsentere Menschen gibt, die im Kulturbereich tätig sind. Der Preis hat mich dazu gebracht, meine Tätigkeit zu reflektieren. Meine Arbeit hat schon etwas gebracht für das kulturelle Selbstverständnis der Region, ihrer Menschen. Die Person Koren fasziniert mich; was er als konservativer Politiker gefördert und zugelassen hat. Das sehe ich heute in der Politik nicht. Die Auseinandersetzung als fruchtbarer Boden wird nicht gepflegt. Leider auch nicht in der Kommunalpolitik.

Ist Kulturarbeit auf dem Land schwieriger als in der Stadt? Wie haben Sie damit begonnen?
Besonders am Herzen liegt mir das Interagieren mit Menschen. Im ländlichen Raum glauben viele, dass sie mit Kultur nichts am Hut haben. Sie verstehen nicht, dass sie Teil der Kultur sind: was sie tun, was sie essen, was sie anziehen. Das alles macht Kultur aus. Ich habe ein „Oral History“-Projekt entwickelt, damit sich die Teilnehmer:innen mit ihrem Tun auseinandersetzen, es selbst wertschätzen lernen. Das Mitwirken und „Im-Kleinen-Bewegen“ sind es, was das Gesamte so anders macht.
Kulturarbeit auf dem Land finde ich nicht schwieriger, aber anders als im urbanen Bereich. Man wird viel schneller gesehen mit dem, was man tut. Man muss sich in Netzwerke begeben.

Hat Ihre Vorliebe für Textilien konkret etwas mit Vorarlberg zu tun?
Meine Mutter hat für uns vier Kinder das Gewand genäht. Es gab immer Knöpfe, Reißverschlüsse, Stoffreste, die ich für meine Schatzkiste bekommen habe, um für die Puppen zu nähen. Eine Begeisterung dafür, etwas herzustellen, hatte ich immer, und es hat sich in die Richtung der Textilen Gestaltung entwickelt. Ich habe bemerkt, dass man viele Techniken beherrschen muss, um umzusetzen, was man erreichen möchte. Das monotone Arbeiten macht mein Hirn frei, die Gedanken werden sortiert, neu geordnet.

© Martina Brunner