Ihre Arbeit seien ein Mix aus Minimal Art und gegenstandsloser Malerei. Und Sie spielen mit dem „Sichtbar machen“ von vermeintlich Lapidarem, auch mit dem Überraschen. Kunstwerke definieren den Raum, in dem sie platziert sind und schärfen so den Blick der Betrachter*in. Sind diese Beobachtungen richtig?

ANITA LEISZ: Ausstellungsräume erfüllen eine verlässliche Bedingung, wer sie betritt, ist bereit, sich mit Kunst zu beschäftigen. Das hilft mir. Ich kann darauf nicht nur aufbauen, ich kann es strapazieren.

Wie entstehen Ihre Werke, wann entscheiden Sie über Form und Materialität? Wann kommt der Ort – als Display? – zum tragen?

Im Wesentlichen gibt zwei Arbeitsorte. Der Ausstellungsraum und meine Werkstatt. Sie ist ein ca. 15 Meter langer und sechs Meter breiter Raum, der selbst am Tag die volle Neonbeleuchtung benötigt. Es gibt eine Schauwand, die von meinem Sitzplatz zehn Meter entfernt ist. Damit lässt sich das Aussehen eines Objektes sowohl von der Ferne als auch von Nähe ganz gut überprüfen. Ich denke, würde ich in einem anderen Raum arbeiten, würden die Arbeiten wahrscheinlich auch anders aussehen. Ich verlängere meinen Vertrag alle drei Jahre, und ich rechne immer damit, dass sich meine Arbeitsbedingungen ändern könnten. Dem sehe ich mit Furcht, aber auch mit Freude entgegen.

© Luisa Jäger

Manche Ihrer Werke changieren zwischen Malerei und Skulptur, andere sind fragmentiert. Können Sie Ihren Arbeitsprozess beschreiben?

Ein ewiges Herantasten. Ich habe keine vorgefassten Pläne, was
den Produktionsprozess wesentlich macht. Es wird etwas aufgebaut, und die Veränderungen werden beobachtet. Es ist kein Zufall, wenn sich manche Objekte der Definition entziehen, sich nicht dingfest machen lassen, flüchtig bleiben. Einem Bretterl solche Wesenseigenschaften zu verpassen, ist freilich sportlich. Doch es sind solche Stellen, an denen gearbeitet wird; es sind Grundfragen, die mich beschäftigen.

Wenn man in Ihrer Biografie liest, wo Sie überall ausgestellt und gearbeitet haben (mumok, Belvedere 21, Kunsthalle Bern …), so ist das eine Erfolgsgeschichte. Was ist Erfolg für Sie persönlich?

Ich habe mittlerweile eine bestimmte Übung und ich kann mich auf ein paar Sachen verlassen. Wenn, um etwas herauszufinden, es dann doch mit der Zeit knapp wird – will ich es oft trotzdem. Wenn das dann tatsächlich gut geht, ist das ein sehr schöner Moment.