Peter Pilz, das einstige Grüne Urgestein Peter Pilz will es auf eigene Faust noch einmal versuchen. Nach 31 Jahren als Mandatar der  Öko-Partei tritt Pilz nun bei der Nationalratswahl am 15. Oktober  mit einer eigenen Liste an. Der 63-jährige Steirer gilt nicht nur in Hinblick auf seinen Anspruch auf eine Politikerpension als Dinosaurier. Seit dem ersten  Einzug der Grünen in den Nationalrat 1986 (ÖVP-Chef Sebastian Kurz  war damals gerade erst geboren) war Pilz als Abgeordneter mit dabei - unterbrochen nur durch einen mehrjährigen Abstecher in den Wiener Gemeinderat. Von 1992 bis 1994 war er sogar Bundessprecher der Partei, die sich damals noch "Grüne Alternative" nannte.

Anlass für seinen Abgang von den Grünen war der Bundeskongress vor einem Monat. Dort ist er in der Abstimmung um den vierten Listenplatz dem Jugend-Kandidaten Julian Schmid unterlegen. Er lehnte es ab, für einen Listenplatz weiter hinten zu kandidieren, auch einen von der Parteiführung angebotenen Vorzugsstimmenwahlkampf schlug er aus. Stattdessen verkündete er seine Trennung von der Partei, die er mitbegründet hat. Den Eurofighter-Untersuchungsausschuss brachte Pilz, der sich selbst gerne als Aufdecker der Nation darstellte, für die Grünen noch zu Ende, dann zog er aus dem Parlamentsklub aus.

Für Pilz, der schon seit längerem einen Kurswechsel der Grünen verlangt und immer wieder quer geschossen hat, waren seine Nominierungen bei den Bundeskongressen schon in früheren Jahren Zitterpartien. Vor der letzten Nationalratswahl 2013 landete Pilz zwar knapp auf der Liste, musste sich aber aus dem Parteivorstand zurückziehen. Mit der früheren Parteichefin Eva Glawischnig verband ihn eine innige Feindschaft: Sie zeigte sich von seinen Alleingängen, aber auch seinem Machismo genervt - und seiner  Meinung, die Grünen müssten einen kantigen, linkspopulistischen Kurs fahren, um zu wachsen und die FPÖ herausfordern zu können.

Pilz' Verdienste sind dennoch unbestritten. Der vor allem von den Wiener Boulevardmedien geliebte Steirer agiert seit Jahren als Aufdecker im Kampf gegen Korruption und verfügt über beste Kontakte zu Polizei, Heer und Geheimdiensten. Immer wieder stand er sich damit aber auch selbst im Weg: durch seinen Hang zur Inszenierung und zur schnellen Pointe, seinem oft aufgesetzt wirkenden Verschwörerton und mit der inquisitorischen Tendenz, als Kläger und Richter gleichzeitig aufzutreten.

Seine  größte Rolle spielte der Bewohner einer Gemeindebauwohnung in Wien-Kaisermühlen als Vorsitzender des ersten Eurofighter-Ausschusses 2007. Dass er zehn Jahre später die Chance für einen zweiten nutzte und dafür auch ohne große Skrupel die FPÖ ins Boot holte, galt als weiterer Höhepunkt seiner Karriere, wurde aber auch schon als Versuch gewertet, noch einmal sein Nationalratsmandat zu retten. Erste öffentliche Sporen als Aufdecker hatte er sich in den Affären "Noricum" und "Lucona" verdient.

Ein weiterer historischer Verdienst Pilz' ist die Entdeckung Alexander Van der Bellens für die Politik. Der langjährige Grüne Parteichef und heutige Bundespräsident war Betreuer seiner Dissertation ("Ökonomische Bedeutung der Einführung neuer Medien in Österreich", 1983). Pilz brachte ihn zu den Grünen. Politische Anfänge hatte der gebürtige Kapfenberger und Hobbymusiker - es gab legendäre Vorweihnachtsauftritte als "Nick O'Low" - bei den Trotzkisten an der Universität, aber auch den Sozialdemokraten. Ein gewisser Michael Häupl schloss ihn damals aus dem Verband der sozialistischen Studenten aus.

Ob er für seine Musik, fürs Schwammersuchen, Fliegenfischen und Uhrensammeln nun mehr Zeit haben wird, sollte sich am 15. Oktober zeigen. Pilz sammelt Hamilton und Elgin-Uhren, wobei er das Design aus den 20er- bis 60er-Jahren am interessantesten findet und vor allem für Chronometer mit asymmetrischem Design schwärmt.

Pilz kam im Kapfenberg zur Welt. Seine Eltern sind gebürtige Wiener, sein Vater war Angestelltenbetriebsratsobmann bei Böhler. Er ging in Bruck aufs Gymnasium, wo er bereits mit 14 Jahren erste Streiks wegen NS-Entgleisungen von Lehrern organisierte. Mit 18 übersiedelte er nach Wien. Fast jedes Wochenende zieht es ihn jetzt wieder in seine alte Heimat, die alte ""Huam in St. Kathrein an der Laming hat er von seinem Vater geerbt. In Wien bewohnt er in Kaisermühlen im Goethehof die alte Gemeindebauwohnung, in der seine Mutter bereits aufgewachsen ist. Seine Ehefrau Gudrun arbeitet als Unternehmensberaterin.