Die steirischen Jugendlichen blicken mit Zuversicht in die Zukunft und „leben weiter im pragmatischen High-Tech-Biedermeier mit sozialer Nahraumorientierung“, fasst der Autor der steirischen Jugendstudie 2017 und Chef der Arge Jugend gegen Gewalt und Rassismus, Christian Ehetreiber, die Stimmung unserer Schüler zwischen 12 und 20 Jahren zusammen.

Die 2257 befragten Jungen stehen – wie schon bei den letzten vier Umfragen seit 2007 – auf einem festen Fundament. Bei den mehrheitsfähigen „sehr wichtigen Werten“ ist einer am gefragtesten: Die Familie steht für 72,1 Prozent ganz oben. Gefolgt von Gesundheit, Spaß haben, Freundschaft, Beruf und Bildung.

Die beiden Zerspanungstechnik-Lehrlinge Yvonne Anger und Thomas Schweiger von der Landesberufsschule in Knittelfeld (beide 18 Jahre alt und aus Kindberg) finden sich in dem Ranking wieder: Beiden ist Familie das Wichtigste, vor Freunden, Beruf und Karriere bzw. dem Schutz der Umwelt.

Wahlrecht und Frieden werden wichtiger

In der Statistik lassen sich die Zeichen der Zeit vor allem im Vergleich zu den Zahlen 2014 ablesen. Die Werte, die für besonders viele Jugendliche an Bedeutung gewonnen haben, sind das (aktive) Wahlrecht (plus 13,8 Prozentpunkte), Frieden (plus 9,1 %), Umweltschutz (ein Plus von 6,6 %) und Fairness (+ 5,8 %).

© Infografik Kleine Zeitung

Hier die Veränderungen seit 2014 im Detail:Der Schub zu mehr Ernsthaftigkeit geht einher mit einer Absage an Spiel, Spaß und Party: Im Vergleich zu 2014 gaben um zehn Prozent weniger Jugendliche an, dass „Partys und Ausgehen“ für sie sehr wichtig sind. Der Stellenwert von Markenmode ist gar um minus 13,8 Prozentpunkte eingebrochen.

Zuwanderer-Kinder haben mehr Ehrgeiz

Spannende Einblicke in die Perspektiven der heimischen Jugendlichen  sind auch die Unterschiede bei den Werten jener mit und jener ohne Migrationshintergrund. Ein Blick darauf zeigt, dass junge Steirer mit Migrationshintergrund scheinbar mehr Kraft und Ehrgeiz in den gesellschaftlichen und beruflichen Aufstieg stecken wollen. Sie legen vergleichsweise mehr Wert auf Ausbildung, und darauf, später einmal viel Geld zu verdienen oder auch Sport. Dafür legen sie aber deutlich weniger Wert darauf, Partys zu feiern.

© Kanizaj

Bei der Bedeutung von Familie, Familiengründung oder Religion gibt es auch deutliche Unterschiede, zeigt die Grafik im Detail:

"Markenmode ist mir das Geld nicht wert"

„Marken interessieren in meinem Freundeskreis eigentlich keinen mehr. Ich kaufe mir kein teures Gewand, wenn ich doch viel billigere Mode bekomme, die genauso gut ausschaut“, sagt Thomas und auch Yvonne winkt ab: „Das ist mir das Geld einfach nicht wert!“

Die große Party scheint vorbei: vielleicht auch, weil die Jungen heute mehr Sorgen plagen als noch vor einigen Jahren. Brexit, Flüchtlingswelle, Terroranschläge: Die Welt wird turbulenter, gefühlt gefährlicher. „Ja, wir haben schon Angst vor Krieg“, geben Thomas und Yvonne unumwunden zu: „Auch wenn wir wohl in einem vergleichsweise wirklich sicheren Land leben.“ Aber bei einem US-Präsidenten Donald Trump und Wladimir Putin in Russland, dem IS und den vielen Ausländern, die auf der Flucht in unserem Land landeten, fühlt sich der 18-Jährige nicht mehr wie auf einer Insel der Seligen.

Familiengründung als Fixposten

Die persönlichen Lebensentwürfe der beiden sind jedenfalls geerdet und zielen auf Stabilität ab. Beide haben keine Angst, einmal keinen Job zu haben, ihre Ausbildung sichere ihnen Arbeit in der Metallindustrie. Für beide ist nicht nur Familie wichtig, sondern glasklar, dass sie auch selbst einmal eine Familie gründen wollen. Wenn die Pflicht erledigt ist, meint Yvonne: „Zuerst mache ich meinen Meister und die Prüfung zur Lehrlingsausbildnerin. Ich will im Job nämlich schon weiterkommen!“ Sind die Weichen beruflich gestellt, steht Kindern nichts mehr im Wege.