Johanna Messner (25) über die Gleichberechtigung aller Geschlechter 
Rückblick: Ein gemütliches Abendessen mit Freunden auf der Peloponnes, Griechenland. Es ist Sommer 2022, das Essen gut, die Stimmung ausgelassen. Zumindest eine Zeit lang: Nach der Vorspeise zeigt sich eine Freundin mutig, die Gleichberechtigung von Mann und Frau wird als Gesprächsthema eingebracht. Und von einem Mann der Runde gleich wieder verworfen: "Mittlerweile werden eigentlich die Männer diskriminiert." Feminismus sei dazu da, eine "Vormachtstellung der Frauen herbeizuführen". Stammtischparole Nummer 1. Und unwahr noch dazu. Feminismus ist und war nie dazu da, Männer zu diskriminieren. Feminismus verschreibt sich der Gleichstellung aller Geschlechter. Ein Teil davon: die Befreiung aller Menschen von aufgezwängten Geschlechterrollen. Aus "männlicher" Perspektive gesehen also: Die Loslösung vom Bild des "harten Mannes", der keine Gefühle zeigen, niemals schwach sein darf. Irgendwie befreiend, oder? 

Theresa-Marie Stütz (24) über finanzielle Abhängigkeit, die Gewalt an Frauen fördert
Schon sechs Femizide gab es in diesem Jahr. Eine erschreckende Bilanz. Noch tragischer ist die Tatsache, dass jede dritte Frau in diesem Land von körperlicher, sexueller Gewalt oder beidem betroffen ist. Die Tötung einer Frau ist dabei oft Höhepunkt einer langen Gewaltgeschichte. Als Frau bekommt man es mit solchen Zahlen schnell mit der Angst zu tun, ist die Wahrscheinlichkeit gar nicht so gering, dass man möglicherweise irgendwann selbst betroffen sein könnte. Bestehende Verhältnisse erschweren betroffenen Frauen die Befreiung aus gewaltvollen Beziehungen. Besonders gefährlich ist die finanzielle Abhängigkeit vom Partner. EU-weit belegt die österreichische Gender-Pay-Gap den 27. von 30 Plätzen. Den größten Anteil an Teilzeitbeschäftigten machen Frauen aus, analysierte das Momentum Institut. Immerhin kostet die Versorgung von Haushalt, pflegebedürftige Angehörige und Kinder Zeit. Zur Auflösung solcher Abhängigkeiten, benötigt es nicht nur ausgeglichene Gehälter, sondern auch ein ausgebautes Kinder-Betreuungsangebot, um finanzielle Freiheit gewährleisten zu können.  

Julia Amtmann (23) über alltägliche Ängste am Weg nach Hause
Kaum ist die Sonne untergegangen, fühlt sich der Weg nach Hause für Frauen automatisch unsicher an. Man blickt ständig über die eigene Schulter, die Gedanken kreisen darum, wie man sich wehren könnte, sollte sich die Männergruppe, die gerade auf einen zukommt, doch nicht als harmlos entpuppen. Auch in meinem engeren Bekanntenkreis merke ich, wie ahnungslos Männer oft sind, wenn es um Ängste geht, mit denen viele Frauen tagtäglich konfrontiert sind. Kriminalität und Gewalt wird es immer geben, doch muss zukünftig ein größerer Diskurs darüber stattfinden, wie die Straßen sicherer werden können. Es kann nicht die einzige Lösung sein, Frauen schon von klein auf einzubläuen, sie sollen sich nicht zu ‚aufreizend‘ anziehen und Selbstverteidigungskurse belegen. Schon bei der Erziehung junger Männer muss hier angesetzt werden, damit diese nicht später zu Tätern werden.

Johanna Edelsbrunner (23) über Männer, die sich gegen Alltagssexismus aussprechen sollten
Flüchtiges Betatschen, Kussgeräusche beim Vorbeigehen, anzügliche Kommentare in der Arbeit oder auf der Straße. Sexuelle Belästigung ist für viele Frauen eine alltägliche Sache. Als Frau fühlt man sich da oft vor den Kopf gestoßen. Man weiß nicht, was man sagen soll. Und bekommt ein Mann eine dieser Situationen mit, fühlt er sich nur selten dafür zuständig, den Mund aufzumachen und für die belästigte Frau einzustehen. Genau hier liegt der Fehler: Alltagssexismus ist genauso Männersache wie es Frauensache ist. Es liegt in der Verantwortung jedes Mannes, sich für dieses Thema zu sensibilisieren. Und andere Männer dann darauf aufmerksam zu machen, dass ein "harmloser Kommentar" oder ein "liebgemeintes Kompliment" auch sexuelle Belästigungen sind. 

Marie Schrittwieser (22) über Mansplaining
Mansplaining: Die volle Überzeugung, es besser zu wissen als die Frau gegenüber, die eigentlich mehr darüber weiß oder sogar Expertin ist. Diese Unart macht es ziemlich schwer, als junge Frau von Beginn an ernst genommen zu werden. Oft muss man sich erst eine Existenzberechtigung erarbeiten, und ein paar belehrende Momente über sich ergehen lassen, bis man einen Platz bekommt. Platz, den sich viele ohne vorhandenes Vorwissen einfach nehmen und mit wichtigen Begriffen um sich werfen. Das steckt nämlich in vielen Fällen dahinter: Man(n) muss nur so klingen, als hätte er Ahnung. Dass das weder für Männer noch für Frauen eine gute Idee ist, sagt einem eigentlich der gesunde Menschenverstand: Nicht davon ausgehen, dass man ohnehin immer, alles, besser über ein Thema weiß. Dann können sich Männer und Frauen vielleicht sogar auf Augenhöhe begegnen.   

Julian Mayr (25) über gerechte Rollenverteilung
Im Berufsalltag hat man(n) im Vergleich zu Frauen leicht reden. Frauen arbeiten öfter in schlecht bezahlten Sparten, jede zweite Frau arbeitet in Teilzeit. Mann verdient im Schnitt 19 Prozent mehr, erhält üppigere Pensionen und bekleidet häufiger Führungspositionen. Da bleibt auch nicht viel Zeit, sich um den Nachwuchs zu kümmern. Nur etwa jeder zehnte Vater geht in Karenz. Fraglich, ob Gesetze allein daran etwas ändern. Viel wichtiger wäre eine Bewusstseinsänderung: Es sollte selbstverständlicher sein, dass man(n) daheimbleibt, neben Sorge- auch unbezahlte Hausarbeit wahrnimmt. Genauso selbstverständlich sollte es sein, dass Frauen Anspruch auf die Führungsetage stellen dürfen. Ohne dass man(n) sich in seinem Ego gekränkt fühlt. Erst wenn man(n) sich mit dem starken Geschlecht solidarisiert, das Ringen um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen als Gemeinsames versteht, ist Chancengleichheit im Beruf und Alltag möglich. 

Johanna Kramer (24) über Jobchancen mit Kinderwunsch
"Wollen Sie später einmal Kinder", fragt der Personaler während des Bewerbungsgesprächs. Eine scheinbar beiläufige Frage, die es in sich hat. Dies oder Ähnliches haben viele Frauen im Laufe eines Bewerbungsprozesses schon einmal gehört. Dass diese Frage in diesem Zusammenhang gar nicht gestellt werden darf, wissen viele nicht. Dennoch kann ihre Beantwortung durchaus weitreichende Folgen für eine Frau haben, im schlimmsten Fall bekommt sie den für eine Vollzeitanstellung ausgeschrieben Job nicht, wegen ihres Kinderwunsches. 

Leonie Katholnig (22) über Frauen bei der Feuerwehr
Jede Frau bei der Feuerwehr muss bekanntlich schlagfertig sein und viel einstecken können. Kommentare, wie "Bei der Feuerwehr braucht man niemanden zum Kochen oder Putzen", oder "Du arbeitest sicher im Büro der Feuerwehr", müssen sich (leider) die Damen von unseren – teils sehr konservativen – männlichen Mitmenschen nach wie vor anhören. Frauen sind zwar seit Jahren schon ein "akzeptierter" Bestandteil der Feuerwehr, jedoch noch nicht überall ein fixer. In den Kommandos und Ausschüssen von Stadt über Land, von Beruf über Freiwillig sind bereits viele FeuerwehrFRAUEN vertreten. Bewusst FeuerwehrFRAUEN, denn obwohl sie seit Jahrzehnten schon aktiv das Feuerwehrwesen mitgestalten, heißen die korrekten Dienstgrade immer noch "Feuerwehrmann" oder "Gruppenkommandant" und nicht "Feuerwehrfrau" oder "Gruppenkommandantin". Das muss sich ändern.

Selina Uran (21) über typische Männer-Frauen-Klischees 
Gender-Pay-Gap. Ein Begriff, der in einer so modernen Gesellschaft wie der heutigen nichts mehr zu suchen hat. Eine bodenlose Frechheit, dass Frauen im Jahr 2023 für die gleiche Leistung noch immer bei Weitem weniger verdienen als Männer. 12,7 Prozent weniger an Geld für dieselbe verrichtete Arbeit – und das in Österreich. Und woran liegt das? Genau an jenen alteingesessenen und konventionellen Personen, die noch immer der Meinung sind, dass Haushalt und Kindererziehung nur Frauensache sind. An denjenigen, die noch immer denken, dass Männer nie weinen und sie die Einzigen sein sollen, die das Geld nach Hause bringen. Die Gesellschaft braucht mehr von jener Sorte Frau, die sich kein Blatt vor den Mund nimmt und für ihre Rechte kämpft. Die Gesellschaft braucht mehr Frauen, die ihre Stimme und ihr Können nutzen. Die Welt braucht mehr starke Frauen.

Christoph Kainz (22) über Frauen in der Sportberichterstattung
"Tor für das österreichische Damennationalteam durch Sarah Puntigam!" Diesen oder ähnliche Sätze hört und liest man eher selten in den Medien. Gerade in den Boulevardmedien werden Frauen im Sport eher sexualisiert oder trivialisiert, anstatt über ihre Erfolge zu berichten. Im Durchschnitt sind nur zwölf Prozent der Sportberichterstattung über Frauen. Gerade in den großen Sportarten sind Frauen unterrepräsentiert und die Bühne ist oft den Männern vorenthalten. In den Randsportarten sieht es besser aus. Das Problem der Sexualisierung bleibt aber weiterhin. Profisportlerinnen werden in den Medien achtmal häufiger sexualisiert als Profisportler. Spitzensportlerinnen sind gleich wie die männlichen Kollegen Vorbilder für Frauen und vor allem Mädchen. Entscheidend ist nicht nur, dass darüber berichtet wird, sondern auch wie über Frauen im Sport berichtet wird.