Offenbar ernst wird es jetzt mit der Gründung einer neuen Bank in Österreich: Die lange geplante "Bank für Gemeinwohl" sucht per sofort einen Chef, der künftig als Vorstand des neuen Geldinstituts fungieren soll. Dieser Tage wurde die Ausschreibung für den Chefposten per Info-Mail an intertessierte Kreise verschickt.
Entstanden ist das Projekt einer "alternativen" Bank aus einer Gruppe von Kapitalismus-Kritikern rund um den früheren Attac-Chef Christian Felber. Befeuert durch die Wirtschafts- und Bankenkrise seit 2008 will der Kreis um Felber nun versuchen, selbst eine Bank zu führen, die nicht primär Gewinninteressen vertritt, sondern ihre Geschäftstätigkeit am Gemeinwohl orientiert. So sollen sich beispielsweise die Kredit-Konditionen nicht an der Zahlungskraft oder Bonität des Kreditnehmers orientieren, sondern an wirtschaftsethischen Kriterien. Gewisse "schädliche" Projekte, etwa im Bereich der Erdölwirtschaft, werden gar nicht finanziert.
Der Weg zur eigenen Bank hat sich im Verlauf des Projekts aber als steinig erwiesen. Die Finanzmarktaufsicht war zunächst mäßig begeistert. Die gesetzlichen Auflagen sind hart, es muss vor allem das nötige Eigenkapital von mindestens sechs Millionen Euro eingesammelt werden. Die als Träger fungierende "Eigentümer/-innen- und Verwaltungsgenossenschaft" gibt sich jedenfalls optimistisch: Man rechne mit rund 40.000 Geldgebern und mit insgesamt 15 Millionen Euro Startkapital.
Nachdem eine erste Vorstandssuche im Vorjahr offenbar nicht zum Ziel geführt hat, wird jetzt erneut die Job-Ausschreibung vorangetrieben. Der neue Vorstand muss die volle Eignung als Bankchef mitbringen (in der Fachsprache: Er oder sie muss "fit & proper" sein). Geboten wird allerdings ein vergleichsweise sehr bescheidenes Gehalt: 4500 Euro brutto. Dafür muss der neue Bankchef laut Ausschreibung nur 38,5 Wochenstunden arbeiten.
Erste Herausforderung wird die Erlangung einer Bank-Lizenz und die Einbringung des Kapitals. Beides ist laut Zeitplan noch für den Herbst 2015 geplant.