Zehn Jahre hat die Zusammenarbeit von Joanneum Research (JR) mit der rund 15-mal größeren holländischen Forschungsfirma TNO gedauert. Doch die Niederländer stehen finanziell unter Druck und geben europaweit Beteiligungen ab. Nun geben sie auch den Zehn-Prozent-Anteil an JR zurück. Denn die anfangs gehegten Hoffnungen haben sich ohnehin nie wirklich erfüllt, gemeinsam mit JR die südosteuropäische Forschungslandschaft zu erobern.

Doch das Land Steiermark hat bereits einen neuen Partner an der Hand: Wie die Kleine Zeitung exklusiv in Erfahrung brachte, steigt das Land Kärnten über seine Betriebsansiedelungs- und Beteiligungsgesellschaft (Babeg) bei JR ein. Das soll heute, Dienstag, in der Kärntner Landesregierung beschlossen werden. Für kommenden Donnerstag ist die steirisch-kärntnerische Vertragsunterzeichnung geplant.

Der Kärntner Anteil wird nicht wie bei TNO zehn Prozent betragen, sondern auf 15 Prozent aufgestockt. Konkret legt Kärnten für die JR-Beteiligung 4,5 Millionen Euro auf den Tisch. Der Großteil davon wird in Form eines noch zu bauenden Gebäudes erbracht, das im Lakeside Science & Technology Park am Wörthersee geplant ist. Dort soll im Rahmen einer Forschungskooperation ein federführendes Institut für Robotik entstehen – für JR das sechste Institut neben den bestehenden fünf Forschungszentren. Diese bespielen die Themen Digital, Health, Materials, Resources und Policies, es gibt also teils gute Optionen für enge Zusammenarbeit.

"Forschungspartnerschaft Süd"

Landesrat Christopher Drexler sieht eine "Forschungspartnerschaft Süd" entstehen.
Für das Land Steiermark, das jährlich 7,5 Millionen Euro Basissubvention an JR zahlt, ergibt sich auch eine finanzielle Verbesserung. Denn anders als TNO werden die Kärntner zusätzlich rund 1,3 Millionen Euro pro Jahr beisteuern.

JR-Geschäftsführer Wolfgang Pribyl beschreibt die geplanten Forschungsvorhaben so: "Wir werden im Bereich ,collaborative robotics‘ arbeiten, also an der Schnittstelle zwischen Mensch und Roboter." Angst vor einer Provinzialisierung als Folge des Holländer-Abgangs hat Pribyl nicht: Man werde mit ähnlichen Instituten in Slowenien und der Schweiz sowie auch weiterhin mit den Niederländern zusammenarbeiten.
Babeg-Geschäftsführer Hans Schönegger sieht eine "perfekte Ergänzung" für die Kärntner Forschungslandschaft: "Diese Beteiligung ist das Beste, was uns passieren konnte."