Es kann eine Heiserkeit sein, die einfach nicht verschwindet. Oder das hartnäckige Gefühl, dass im Hals etwas ist, das dort nicht hingehört. Diese Symptome können Anzeichen für die sechshäufigste Krebserkrankung sein: ein Tumor im Kopf- und Halsbereich.
Während der Lungenkrebs als Raucherkrankheit oder Brust- und Prostatakrebs als Frauen- bzw. Männerkrankheit im kollektiven Bewusstsein angekommen sind, bekommen Hals- und Kopftumore wenig Aufmerksamkeit. Zu Unrecht, da die Risikofaktoren weit verbreitet sind und in den letzten zehn Jahren eine neue Gruppe von Betroffenen entsteht.
90 Prozent weniger Risiko
„Wenn man nicht raucht und keinen Alkohol trinkt, verringert sich das Krebsrisiko um mehr als 90 Prozent“, sagt Dietmar Thurnher, Vorstand der HNO-Klinik am LKH-Uniklinikum Graz. Damit hat er schon zwei der drei häufigsten Ursachen für Tumore in Rachen, Hals oder Mundhöhle genannt: Zigaretten und übermäßiger Alkoholkonsum. Für beide Faktoren gilt: Je mehr man konsumiert, desto größer ist das Risiko.
„Die Kombination von Zigaretten und Spirituosen ist besonders gefährlich“, sagt Thurnher. Der hochprozentige Alkohol wirke wie ein Lösungsmittel für die Giftstoffe in den Zigaretten. Es gibt aber auch einen dritten Auslöser, der Thurnher eine ganz neue Patientenklientel beschert: HPV-Viren.
Neue Patienten
Von den humanen Papillomaviren, kurz HPV, weiß man schon lange, dass sie zu Krebserkrankungen von Gebärmutterhals, Scheide und Penis führen können – der Zusammenhang mit Rachentumoren ist erst seit zehn Jahren bekannt.
„Etwa 50 Prozent der Rachen-, Zungen- und Mandeltumore werden durch HPV ausgelöst“, sagt Thurnher. Die Betroffenen seien nicht mehr nur die Klassischen, die zwischen 50 und 60 Jahre alt und schwere Raucher und/oder Trinker sind. Patienten mit HPV-Tumoren sind meist jünger und rauchen oder trinken nicht.
Krebs durch Oralverkehr
Was zu dieser neuen Patientengruppe geführt hat, ist wohl das geänderte Sexualverhalten: Durch Oralverkehr gelangen die HPV-Viren auch in den Hals – und lösen dort Tumore aus. Schauspieler Michael Douglas beschuldigte HPV-Viren und Oralverkehr öffentlich, Schuld an seinem Zungentumor gewesen zu sein. Der Schutz vor den Viren: die Impfung im Kindesalter.
„Leider kommen viele Patienten erst spät zum Arzt“, sagt Thurnher. Werden Tumore frühzeitig erkannt, liegen die Heilungschancen bei bis zu 90 Prozent. Im späteren Stadium steigt die Sterberate jedoch massiv und Teile von z. B. Zunge, Kiefer, Kehlkopf müssen oft operativ entfernt werden. Im Kopf- und Halsbereich hat das für Patienten dramatische Konsequenzen.
Daher gilt: Frühe Symptome ernst nehmen!
Sonja Saurugger