Die Jubiläumsausgabe des Protestsongcontests brachte Moderator Dirk Stermann an den Rand der Sprachlosigkeit: Als letzte Starter sorgten die "refugees of the vienna refugee camp" bei dem Musikwettbewerb der etwas anderen Art am Dienstagabend im Wiener Rabenhof für den wohl emotionalsten Auftritt in zehn Jahren. Letztlich mussten sie sich aber einem Chanson von Benedikta Manzano geschlagen geben.
Diese forderte in ihrer ebenso humoristischen wie pointierten Darbietung "Mehr Mitgefühl für die Märkte", würden diese doch nur "zittern und bibbern und dauernd so schlecht behandelt" werden. Kurz nach der Halbzeit der zehnten Auflage sah Juror Skero "bis jetzt das Beste" und lobte Doris Knecht die subtilen Reime. Den Favoritenstatus ließ sich die sympathische Sängerin dann beinahe bis zum Ende des von FM4 veranstalteten Contests nicht mehr entreißen.
Die ersten eineinhalb Stunden zeigten sich vorwiegend zwischen musikalisch vergnügt und satirisch überzeichnet changierend, stellte doch das Kollektiv Matatu den "unüberlegten Konsum von exotischen Früchten" mittels Ska- und Brass-Methoden an den Pranger, sprachen sich die Wiederholungstäter Wosisig in "Finganeglbeissa" für Empowerment aus oder präsentierten sich die Vorarlberger von Linksabbiega ungewöhnlich versöhnlich und "Dankbar". Juror Peter Paul Skrepek ließ sich angesichts Letztgenannter zu Warnung hinreißen, dass "Revolution in Österreich bürokratisch nicht zu bewältigen ist", was von Skero mit den Worten "trotzdem probieren" gekontert wurde.
Wirklich mitreißend wurde es nach Manzanos heftig bejubelter Satire dann bei Anstaltskinda aka Kapitano Chaotico: "Jetzt befreien wir uns!" forderte eine hyperagile "Bühnensau" (O-Ton Knecht) über pumpende Electrobeats, doch sollte der Auftritt von den Flüchtlingen aus der Wiener Votivkirche noch getoppt werden.
Das obersten Treppchen ging knapp aber doch an Manzano vor den ex-aequo Zweitplatzierten Anstaltskinda und refugees, während sich das junge Tiroler Rapduo Tiefsinntaucher mit "Vater Staat" den vierten Platz sicherte.