Der Iran will mit einer Video-Aufnahme Berichte der USA über den Abschuss einer seiner Drohnen widerlegen. Die von den Revolutionsgarden am Freitag im staatlichen Fernsehen veröffentlichten Aufnahmen zeigen Kriegsschiffe, die aus der Luft gefilmt wurden. Den Angaben des Senders zufolge belegt der Zeitstempel, dass die Bilder nach dem angeblichen Abschuss entstanden seien.

Damit ist die Verwirrung um eine zerstörte Militär-Drohne am Persischen Golf noch größer geworden: Der Iran hat zuvor schon die Aussage von US-Präsident Donald Trump dementiert, das Kriegsschiff "USS Boxer" habe in der Straße von Hormuz eine iranische Drohne zerstört. Der iranische Vize-Außenminister Abbas Araqchi mutmaßte, die USA könnten "irrtümlich" ihr eigenes Fluggerät abgeschossen haben.

Trump hatte am Donnerstag gesagt, die "USS Boxer" habe nach einem "feindlichen Akt" eine "verteidigende Maßnahme gegen eine iranische Drohne ergriffen". Diese sei dem Kriegsschiff "sehr, sehr nahe" gekommen. Die Drohne sei sofort zerstört worden, nachdem sie sich dem US-Schiff auf weniger als 1000 Yard (914 Meter) genähert habe. Laut dem Pentagon ereignete sich der Zwischenfall um 10.00 Uhr (Ortszeit), als sich das Schiff in internationalen Gewässern befand. Nicht äußern wollte sich das US-Verteidigungsministerium dazu, ob die Drohne abgeschossen oder durch Störsender unbrauchbar gemacht wurde.

Keine Drohne verloren

Ein iranischer Militärsprecher nannte Trumps Äußerungen "grundlose und wahnwitzige Behauptungen". "Wir haben keine Drohne verloren, weder in der Straße von Hormuz noch anderswo", erklärte auch Vize-Außenminister Araqchi. Bereits am Donnerstag hatte Außenminister Mohammad Javad Zarif gesagt, er habe "keine Information über den Verlust einer Drohne am heutigen Tag".

Trump hatte zuvor scharfe Worte an Teheran gerichtet. "Das ist die neueste von vielen provokativen und feindlichen Aktionen Irans gegen Schiffe in internationalen Gewässern", sagte er. Die USA würden sich das Recht vorbehalten, ihre Einrichtungen und ihr Personal zu verteidigen. Trump appellierte an "andere Länder, ihre Schiffe bei der Durchfahrt der Meerenge zu beschützen und künftig mit uns zusammenzuarbeiten".

Signale der Verhandlungsbereitschaft

Zugleich gab es am Donnerstag aber auch Signale der Verhandlungsbereitschaft zwischen dem Iran und den USA. Der britische "Guardian" berichtete, Außenminister Zarif habe in Aussicht gestellt, striktere Kontrollen des iranischen Atomprogramms zuzulassen. Im Gegenzug wolle der Iran eine Aufhebung von US-Sanktionen.

Trump sagte, der Druck auf Teheran habe Wirkung gezeigt und die Verhandlungsbereitschaft der iranischen Führung wachsen lassen. "Alles, was wir wollen, ist ein fairer Deal." Das mit dem Iran ausgehandelte internationale Atomabkommen sei ein "schlechter Deal" gewesen. "Wir können schnell etwas machen, oder wir können uns Zeit lassen", sagte Trump. "Ich habe keine Eile."

Internationale Sorge

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich besorgt über die wachsenden Spannungen zwischen dem Iran und den USA. Bei ihrer Sommerpressekonferenz forderte sie am Freitag in Berlin, nach diplomatischen Lösungen zu suchen. Zugleich übte sie wenig verhüllte Kritik an Washington. Sie erinnerte daran, dass die USA aus dem internationalen Atomdeal mit Teheran ausgestiegen seien. "Und wenn einer aufkündigt, ist natürlich eine neue Situation entstanden. Aber: Ich halte es für sinnvoll, wenn Iran diese Verpflichtung aus dem Abkommen einhalten würde, denn es sind ja nicht alle Vertragsparteien weggegangen", sagte Merkel. Teheran könnte mit der Einhaltung des Abkommens "auch ein Zeichen des guten Willens an die internationale Staatengemeinschaft senden".

Israel fordert scharfe Sanktionen

Der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, forderte von der internationalen Gemeinschaft scharfe Sanktionen gegen den Iran. Dies sei einer der entscheidenden Punkte, "um den Iran von Fehlkalkulationen abzuschrecken, um eine zunehmend militärische Lage im Golf zu verhindern", sagte Issacharoff.

Seit dem Ausstieg Washingtons aus dem internationalen Atomabkommen mit Teheran im Mai 2018 und der Verhängung neuer Sanktionen kommt es in der Golfregion immer wieder zu Zwischenfällen. Ende Juni hatte der Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne durch die Revolutionsgarden über der Straße von Hormuz fast zu einer militärischen Konfrontation geführt. Trump stoppte nach eigenen Angaben erst in letzter Minute einen Vergeltungsangriff.

Seit Anfang Mai gab es zudem mehrere Angriffe auf Tanker in der Region, für die Washington den Iran verantwortlich machte. Teheran wies jede Verantwortung zurück.

Für weitere Spannungen hatte Anfang Juli die Festsetzung eines Tankers mit iranischem Erdöl vor dem britischen Überseegebiet Gibraltar gesorgt. Am Donnerstag verkündeten dann die iranischen Revolutionsgarden, sie hätten ihrerseits einen "ausländischen Tanker" im Persischen Golf festgesetzt. Das Schiff soll in den Schmuggel von Öl verwickelt sein.