Die Wiener Grünen-Chefin Birgit Hebein ist am Mittwoch zur neuen Stadträtin gewählt worden. Sie folgt auf Maria Vassilakou, die sich aus der Stadtpolitik zurückzieht. Hebein erhielt 54 von 96 abgegebenen Stimmen. Somit ist davon auszugehen, dass nur Rot-Grün, das über 54 Mandate im Stadtparlament verfügt und heute vollzählig vertreten war, Hebein unterstützt hat.

Anschließend erfolgte die Angelobung sowie die Wahl zur Vizebürgermeisterin. Auch hier erhielt Hebein 54 Stimmen. Anschließend wird noch ein weiterer Urnengang erfolgen. Denn formal muss Hebein auch noch mit ihrem Ressort, also Verkehr- und Planung, betraut werden. Zuvor findet eine kurze Sitzung des Stadtsenats statt.

Hebein wird im Gemeinderat offiziell zur Verkehrs- und Planungsstadträtin sowie zur Vizebürgermeisterin gewählt. Überdies geht Hebein als grüne Spitzenkandidatin in die kommende Wien-Wahl.

Hebein (52) sitzt seit 2010 für die Grünen im Gemeinderat und ist dort Sprecherin für Soziales und Sicherheit. Davor war sie fünf Jahre lang Bezirksrätin und Klubobfrau in Rudolfsheim-Fünfhaus. Außerdem war Hebein von 2000 bis 2002 bei der Grünen Gewerkschaft AUGE aktiv. Vor ihrer politischen Karriere arbeitete die diplomierte Sozialarbeiterin unter anderem im Bahnhofssozialdienst der Caritas Wien und bei der Arbeitsgemeinschaft für Wehrdienstverweigerung.

Fokus auf Armutsbekämpfung

Ihren beruflichen Anfängen ist Hebein inhaltlich auch in ihrem politischen Leben treu geblieben. Sie legt ihren Fokus auf Armutsbekämpfung und soziale Gerechtigkeit. Als Beispiele für ihre Arbeitsschwerpunkte nennt sie die Ausbildung junger Menschen, den Umgang mit obdachlosen Menschen sowie die Mindestsicherung. Denn als Sozialsprecherin war sie maßgeblich an den Verhandlungen über das neue Wiener Mindestsicherungsmodell beteiligt. Das von der SPÖ umgesetzte Alkoholverbot am Praterstern kritisierte sie scharf.

Auch im internen Wahlkampf im vergangenen Herbst legte sie ihren Fokus auf die Sozialpolitik. "Ohne soziale Sicherheit gibt es keinen sozialen Frieden", betonte sie. Als politisches Ziel rief sie aus, "den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr Schicksal selbst zu bestimmen". Außerdem setzte Hebein auf die Tatsache, dass sie die einzige Frau unter den etablierten Kandidaten war: "the future is female" lautete das Motto ihres Wahlkampfspots. Als "hartnäckige Verhandlerin", zäh und erfahren, beschreibt sie sich selbst.

Bei ihrer Antrittspressekonferenz versicherte sie: "Ja natürlich mache ich linke Politik - was denn sonst?" Linke Politik bedeute Menschlichkeit, Menschenrechte, Gleichberechtigung und einen sorgsamen Umgang mit Natur und Umwelt. "Man muss sich vor linker Politik nicht fürchten", so ihr Credo.

Aufgewachsen in Kärnten

In ihrer neuen Funktion wird ihr Hauptfokus jedoch nicht auf sozialpolitischen Inhalten liegen. Vielmehr will sie den Klimaschutz in den Mittelpunkt ihrer Arbeit rücken. Außerdem werden ihr die Dauerbrenner-Themen wie Nordostumfahrung, Parkraumbewirtschaftung, das Heumarkt-Projekt oder auch der - von den Grünen geforderten und vom roten Koalitionspartner kategorisch abgelehnten - City-Maut nicht erspart bleiben. Sie übrigens auch die erste Parteichefin der Wiener Grünen. Diese Funktion hat es bisher noch nicht gegeben. Sie wurde bei der Landesversammlung am vergangenen Samstag erstmals beschlossen.

Hebein wurde am 13. Jänner 1967 in Villach geboren. Ihre Jugend verbrachte die Tochter eines Maurers und einer Hausfrau in einem kleinen Dorf in Kärnten. Heute lebt sie mit ihren beiden Kindern im 15. Bezirk.