Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) steht vor einem Wechsel an der Spitze. Der derzeitige Präsident Ibrahim Olgun tritt nach einem Misstrauensvotum ab, Favorit für seine Nachfolge ist der Rechtsanwalt Ümit Vural. Gewählt wird Samstagabend, wenn die Kultusgemeinden neue Vertreter in den Schurarat - das Parlament der IGGÖ - entsenden. Diese wählen die Mitglieder des Obersten Rats neu.

Vural ist derzeit Vorsitzender des Schurarats und hatte auch den Neuwahlbeschluss in dem Gremium forciert. Hintergrund ist ein Machtkampf in der IGGÖ zwischen zwei türkischen Vereinen und Moscheenbetreibern. Olgun, der gerade einmal zweieinhalb Jahre im Amt ist, steht Atib nahe. Vural sowie der derzeitige Vizepräsident und Kritiker Olguns, Abdi Tasdögen, gehören der Islamischen Föderation an. Diese gehört zur türkisch-nationalistischen Bewegung Milli Görüs.

Moscheen-Schließungen

Auslöser für den Streit in der IGGÖ war die vorläufige Schließung mehrerer Moscheen durch das Kultusamt. In einer schriftlichen Stellungnahme hatte der Vizepräsident Olgun vorgeworfen, die Moscheen-Schließungen mit einer Anzeige beim Kultusamt veranlasst zu haben. "Ich bin enttäuscht über die politischen Geschehnisse in der Glaubensgemeinschaft", hatte Olgun Anfang November gesagt und seinen Rückzug angekündigt.

Vural gilt in der IGGÖ als Pragmatiker, der die unterschiedlichen Lager einen könnte, so die Hoffnung. Zudem sei er als Rechtsanwalt beruflich unabhängig, betonen Vertraute des voraussichtlich neuen IGGÖ-Präsidenten. Ein weiterer Plus-Punkt: Der aus der Türkei stammende Kurde sei in Österreich voll und ganz "sozialisiert".