Sie waren, obwohl Sie gar nicht spielten, einer der Stars der Fußball-WM. Hat der Finaleinzug der Kroaten das Land verändert?
KOLINDA GRABAR-KITAROVIC: Ich bin nach Russland gefahren, weil ich Fußball liebe, nicht, weil ich meine Gefühle zur Schau stellen wollte. Das Besondere dieser WM war, dass sie in Kroatien den Sinn für die nationale Einheit wiederbelebt hat.


Wie war das, als Sie bei der Siegerehrung durchnässt neben Putin im Regen standen?
GRABAR-KITAROVIC: Das war der schönste Moment. Es schüttete, aber ich habe den Regen nicht wahrgenommen. Make-up und Haare waren mir egal. Luka Modri(´c), der als Kind miterlebt hatte, wie im Krieg sein Großvater erschossen wurde, war zum besten Spieler gewählt worden. Er hielt die Trophäe in der Hand und ich nahm in seinen Augen fast eine Art von Traurigkeit wahr, eine Sehnsucht, die individuelle Ehrung einzutauschen für das Team. Das hat mich tief berührt.


Das Finale wirkte, als stünden einander zwei Konzepte von Europa gegenüber. Auf der einen Seite das ethnisch homogene Kroatien, ohne auch nur einen Spieler mit außereuropäischen Wurzeln. Auf der anderen Seite das bunte, multikulturelle Frankreich. Es war beinahe wie ein Endspiel um die Zukunft Europas. Haben Sie das auch so gesehen?
GRABAR-KITAROVIC: NGOs haben uns vorgehalten, keinen farbigen Spieler in unseren Reihen zu haben. Aber es ist nun einmal ein Faktum, dass kein farbiger Fußballer zur Auswahl stand. Viele unser Nationalspieler kommen aus ärmlichsten Verhältnissen vom Land und wurden durch die Erfahrungen des Krieges traumatisiert. So wie ich selbst haben sie von ganz unten ihren Weg gemacht. Der Einwand, sie seien Produkt ethnischer Kriterien, ist absurd.

Das gesamte Interview lesen Sie am Dienstag in der Kleinen Zeitung.

Kroatiens Präsidentin beim Finalspiel der Fußball-WM
Kroatiens Präsidentin beim Finalspiel der Fußball-WM © (c) APA/AFP/DIMITAR DILKOFF (DIMITAR DILKOFF)