Zweiter Gast bei den ORF-„Sommergesprächen“ in der Wachau war nach Peter Pilz in der Vorwoche die neue Parteichefin der Neos, Beate Meinl-Reisinger. Wie denn ihr persönlicher, neuer Stil sein werde, wurde sie gefragt. Die einzige Frau in der Runde der Parteichefs konterte kühl: „Ich fand die Sprüche von Matthias Strolz gut, aber ich werde nicht versuchen, ihn zu kopieren.“

Nadja Bernhard und Hans Bürger bemühten sich, dem Gegenüber durch eine sehr persönliche Art der Fragestellung Antworten zu entlocken, die bisher ungehört waren. Unterhaltsam Meinl-Reisingers Definition von Politik, in der es keine einfachen Antworten gebe: „Politik ist wie ‚Fifty Shades of Grey‘, aber nicht so lustig.“

Inhaltliche Ansage an die Familien, die gerade mit der Kinderbetreuung in den langen Ferien kämpfen: „Ich bin für sechs Wochen Sommerferien, und je zwei Wochen zu Weihnachten, zu Ostern und zu Pfingsten.“

"Überall, wo wir reinschauen, stinkt's"

Keine Koalition mit „den rechten Recken der FPÖ“ – dabei bleibt es. „Aber Zusammenarbeit in Sachfragen.“ Und eine Kampfansage an die Wiener SPÖ, die die Stadt als „Selbstbedienungsladen“ verstehe. "Überall, wo wir reinschauen, stinkt es nach Freunderlwirtschaft und struktureller Korruption."

Vor diesem Hintergrund sei auch die Idee zu verstehen, einem unabhängigen Bürgermeisterkandidaten, "besser noch einer Kandidatin", das Wort zu reden, und sei es mit Unterstützung von ÖVP und FPÖ.

"Da ist der Anstand verloren gegangen"

Mit einer "rassistischer und europafeindlichen FPÖ, die Österreich aus EU schießen will", wolle sie deswegen noch lange keine Koalition. Und bei den Äußerungen von Harald Vilimskys über EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker habe es ihr regelrecht die Sprache verschlagen: "So macht man nicht Politik, so geht man nicht mit Leuten um. Da ist Maß an Anstand verloren gegangen..., das will ich wieder in die Politik zurückholen!"

In einem Land, wo zwei Parteien sich alles aufteilen, sei es allerdings nicht leicht gewesen, anzutreten und sich in den eisigen Wind zu stellen". Dass die Österreicher - gemäß Umfrage aus dem herbst 2017 - die Neos als eher links der Mitte wahrnähmen, halte sie für überholt: "Wir sind die mittigste Partei. Diese ÖVP steht sicher nicht in der Mitte, die tut alles, um die FPÖ zu überholen."

"Leute halten die Polarisierung nicht aus"

Die Leute fühlten sich wohl in der Mitte, denn viele "halten die Polarisierung nicht aus, das ständige Hick-Hack zwischen rechts und links", formulierte Meinl-Reisinger. "Noch dazu, wo die dann ja wieder als U-Hakerl zusammenkommen, wenn es darum geht, Politik durch Angst zu betreiben".

Dass der ÖVP-kritische ÖVP-EU-Abgeordnete Othmar Karas zu den Neos überlaufen könnte, wischte Meinl-Reisinger, die einstmals für ihn gearbeitet hatte, vom Tisch: "Er hat sich für die ÖVP entschieden. Wenn er wieder als Spitzenkandidat antritt, wird er deren europapolitisches Feigenblatt sein."

"EU-Ratsvorsitz ist sinnlos und teuer"

Wer für die Neos antreten werde bei der Europawahl, wollte Meinl-Reisinger noch nicht sagen. Claudia Gamon wäre jedenfalls "eine hervorragende Kandidatin". Den halbjährlich wechselnden EU-Ratsvorsitz halte sie inzwischen für verzichtbar, denn: die einzelnen Staaten verlagerten immer nur ihre nationalen Wahlkämpfe auf die europäische Ebene. "Da haben wir immer Wahlkampf auf europäischer Bühne. Das ist sinnlos und kostet viel Geld." Der österreichische Ratsvorsitz sei ein Beispiel dafür.

Vom Einstimmigkeitsprinzip in Fragen wie der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik würde sie sich ebenfalls verabschieden. "Sonst wird das nie etwas."

Ist Beate Meinl-Reisinger eine Rampensau, wie ihr nachgesagt wird? "Gemeint ist vielleicht, dass ich auch unterhalten kann von der Bühne aus, und das auch gerne mache."