In der ÖVP mehren sich die Stimmen, dass die ÖVP-geführte Bundesregierung auch die Mitsprache der eigenen Bünde bzw. Interessensvertreter kaum zulässt. Inbesondere ÖAAB-Chef August Wöginger, der als Klubobmann die Speerspitze der Regierung im Parlament ist, gerät ins Kreuzfeuer der Kritik, zumal er sich bei der Pressekonferenz von FPÖ-Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) neben sie setzte, um die Einsparungen in der AUVA zu Lasten der Arbeitnehmer zu verteidigen.

Lautstarke Kritiker wie der Tiroler AK-Präsident Erwin Zangerl hatten Wöginger dazu aufgefordert, sich zwischen der "Karriere als Klubobmann" und der "harten Arbeit als ÖAAB-Obmann" zu entscheiden. Wöginger bleibt angesichts der Attacke gelassen: „Mein Gott, es ist halt bald Arbeiterkammer-Wahl, und Zangerl steht im Wahlkampf."

Noch schärfer reagiert der steirische ÖAAB-Chef Christopher Drexler: „Mir ist lieber, Wöginger sitzt am Tisch der Verhandler, als er kann dann nur aus der Muppets-Loge die Verhandlungen kommentieren.“ Lakonischer Nachsatz: „Was natürlich für jene, die immer nur in der Muppets-Loge sitzen, schwer einsehbar ist.“

Der steirische FCG-Chef und AK-Vizepräsident Franz Gosch hatte sich zuletzt für die AUVA stark gemacht und auch an den Protestversammlungen teilgenommen. Dass die AUVA jetzt als Institution außer Streit steht, wertet er als Erfolg. Zu Wöginger hat er eine differenzierte Sicht: "Ich hätte ihn mir eigentlich als Sozialminister gewünscht."

Dass er jetzt Klubobmann sei, habe für den ÖVP-Arbeitnehmerbund immer noch ein Gutes. Neben den vielen Wirtschaftsvertretern und Quereinsteigern rund um Sebastian Kurz gebe es sonst niemanden mehr, der so gut in die Arbeitnehmervertretung ("alle Couleurs") vernetzt sei wie Wöginger.

Er vertraue darauf, dass dessen Versprechen, wonach es zu keinen Leistungskürzungen und zu keiner Mehrbelastung der Arbeitnehmer kommen werde, halten.  "Ich kenne ihn schon lange." Weitere Kürzungen der Arbeitgeberbeiträge über die ersten 0,1 Prozentpunkte hinaus könnten nur Zug um Zug erfolgen, sobald der Spielraum da sei. "Nach meinen Informationen ist die Reform nicht auf eine Legislaturperiode angelegt, sondern dauert zehn Jahre, bis 2029."