Die spanische Nichtregierungsorganisation Proactiva Open Arms verklagt Libyen und Italien wegen unterlassener Hilfeleistung und fahrlässiger Tötung. Dies teilte die NGO am Samstag per Twitter mit.

Eine Frau aus Kamerun habe vor der libyschen Küste zwei Tage lang im Wasser mit zwei Leichen ausharren müssen, bevor sie gerettet wurde, so die NGO, die vor dem Gericht von Palma de Mallorca Klage einbringen will. Bei den Toten handelt es sich um eine weitere Frau und um ein Kind.

Libyens Küstenwache habe ein Schlauchboot mit der Überlebenden und zwei Leichen sich selbst überlassen, kritisierte die Hilfsorganisation. Italien soll angezeigt werden, weil es sich zwar um die auf der Flucht ums Leben Gekommenen kümmern wollte, nicht aber um die Leichen. Italien sei seinen Rettungspflichten nicht nachgekommen, argumentiert die spanische NGO.

"Das Meer war zum Glück ruhig"

Proactiva hatte die Überlebende und die Leichen an Bord genommen und beschlossen, Spanien anzusteuern, nachdem Italiens Innenminister Matteo Salvini gesagt hatte, dass er NGO-Schiffen die Einfahrt in italienische Häfen nicht mehr erlaube. Das Schiff "Astral" ist am Samstag in Palma der Mallorca gelandet.

"Es war keine Vergnügungsreise, doch das Meer war zum Glück ruhig", sagte Riccardo Gatti, Sprecher von Proactiva Open Arms, der am Steuer des Schiffes war. Die Überlebende wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. Sie erhole sich physisch allmählich, nachdem sie nach der Rettung nicht mehr fähig war, zu gehen. Sie habe einen großen Schock erlitten, sagte Gatti.

Der italienische Parlamentarier der Linkspartei LEU, Erasmo Palazzotto, ehrenamtlicher Helfer an Bord des Proactiva Open Arms-Schiffs, dankte Spanien für die Aufnahme der überlebenden Frau. "Während ganz Europa wegschaut, rettet die spanische Regierung Menschenleben", sagte der Parlamentarier.