Knalleffekt in der ÖVP: Den Umbau des Parlaments nimmt die ÖVP  zum Anlass, um das umstrittene Porträt des christlich-sozialen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß los zu werden. Das Bild, das dem ÖVP-Klub gehört, wird nach Informationen der Kleinen Zeitung als Dauerleihgabe dem Niederösterreichischen Landesmuseum übergeben. An eine Rückkehr in den Klub nach Abschluss der Umbauarbeiten, die auf drei Jahre anberaumt sind, ist nicht gedacht.

ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka bezeichnet den Schritt gegenüber der Kleinen Zeitung "als gute Lösung." Die Entscheidung sei im ÖVP-Klubpräsidium gefallen. Im provisorischen Container am Heldenplatz habe es keine Möglichkeit gegeben, die Bilder aufzuhängen. Statt die rund zehn Bilder irgendwo zu verwahren, wurden sie dem Landesmuseum übergeben. Dort soll das Dollfuß-Bild im Rahmen einer von Stefan Karner kuratierten Schwerpunktausstellung zur "Umkämpften Republik", die sich mit der Ersten Republik befasst, der Öffentlichkeit gezeigt werden. Eröffnet wird die Ausstellung am 9. September.

Seit Jahrzehnten flammt immer wieder die Debatte über das Dollfuß-Bild im ÖVP-Klub auf. Der christlichsoziale Bundeskanzler hatte im Gefolge der Selbstausschaltung des Parlaments im März 1933 die Demokratie abgeschafft und den Ständestaat errichtet, wenige Monate nach dem sozialdemokratischen Februar-Aufstand, der von der Regierung brutal niedergewalzt wurde, wurde Dollfuß  im Verlaufe des gescheiterten Nazi-Putsches im Juli 1934 im Bundeskanzleramt ermordet. 

Zum 80. Todestag im Sommer 2014 hatte Lopatka durch das Anbringen einer Zusatztafel beim Dollfuß-Bild die Debatte etwas entschärft. Von der Dauerleihgabe sind rund zehn Bilder betroffen.