Die Corona-Infektion von US-Präsident Donald Trump sorgt seit Freitag für Furore, Spekulationen, Verdächtigungen. Jetzt liefert ein Bericht des "Wall Street Journal" neuerlich Zündstoff in der Sache. Es geht in dem Bericht über den Tag, bevor die Erkrankung des Präsidenten bestätigt wurde, also den Donnerstag.

Demnach wurde Trump am Donnerstag zwei Mal getestet - einmal mit einem Schnelltest, der positiv war, und anschließend mit einem zuverlässigeren Nasen-Rachen-Abstrich. Die genauen Uhrzeiten sind nicht bekannt.

Während er auf das Ergebnis wartete, gab er Fox News ein Telefoninterview. Trump erwähnte in dem Interview explizit, dass er getestet wurde und auf sein Ergebnis warte. "Ich werde entweder heute Abend oder morgen früh das Ergebnis bekommen", so Trump. Dass er bereits ein positives Ergebnis beim ersten Test hatte, verschwieg der Präsident offenbar bewusst. Stattdessen lenkte er ab und machte die Erkrankung seiner Beraterin Hope Hicks öffentlich. "Ich habe gerade erst davon erfahren", sagte er zu Fox News.

Hicks bereits am Donnerstag getestet

Doch Hicks wurde bereits am Donnerstagmorgen positiv getestet. Dass die Meldung erst Stunden später veröffentlicht wurde, scheint verdächtig. Selbst Trumps Wahlkampf-Manager Bill Stepien wusste offenbar nichts von ihrer Infektion. Er erfuhr es erst am Abend - aus den Medien - und einen Tag später, dass auch er sich angesteckt hatte.

Infiziert auf Event mit 200 Personen?

Laut Bericht kam der Befehl, Trumps positives Ergebnis geheim zu halten, direkt von ihm selbst. Das Trump-Team soll gegen 13 Uhr von Hicks Erkrankung erfahren haben. Pikant: Zu dem Zeitpunkt war Trump gerade auf dem Weg zu einem Wahlkampf-Auftritt in New Jersey. Trotz des Wissens, dass eine enge Mitarbeiterin des Präsidenten positiv getestet wurde, wurde die Veranstaltung, die zum Teil im Freien, aber auch in geschlossenen Räumen stattfand, nicht abgesagt. Auf diesem Event kam er mit rund 200 Menschen in Kontakt, die mittlerweile bereits informiert wurden.

Als mögliches Motiv mutmaßt das "Wall Street Journal", dass sich hochrangige Mitarbeiter im Weißen Haus für die Geheimhaltung eingesetzt haben, um die Auswirkungen auf den Finanzmarkt besser im Blick zu haben und gering zu halten.

Heimkehr noch am Montag?

Unterdessen soll sich der Gesundheitszustand von Trump nach Angaben von Stabschef Mark Meadows weiter verbessert haben. "Wir sind optimistisch, dass er im Laufe des Tages ins Weiße Haus zurückkehren kann", erklärte er am Montag gegenüber dem Sender Fox News. "Er hat sich über Nacht weiter gebessert und ist bereit, zu einem normalen Arbeitsplan zurückzukehren."

In der Früh (Ortszeit) stünden Besprechungen mit den Ärzten auf dem Programm, um weitere Beurteilungen vorzunehmen, hieß es weiter. Trump war am Freitagabend in das Walter-Reed-Militärkrankenhaus nördlich von Washington gebracht worden, nachdem die Sauerstoffsättigung seines Blutes abgefallen war. Ein Arzt hatte am Sonntag die Möglichkeit aufgeworfen, dass Trump am Montag ins Weiße Haus zurückkehren und dort weiter behandelt werden könnte, wenn sich sein Zustand weiter verbessert.

16 Tweets in 30 Minuten

Zuletzt hatte er seine Aktivität auf Twitter wieder hochgefahren. Am frühen Montagmorgen setzte er innerhalb von einer Stunde insgesamt 18 Tweets ab, 16 davon innerhalb einer halben Stunde. Seine Nachrichten waren zum Großteil in Großbuchstaben verfasst und beinhalteten Aufrufe zur Wahl am 3. November und Argumente, die dabei seiner Ansicht nach für ihn sprechen.

Trump schrieb zum Beispiel: "Recht & Ordnung. Wählen!" oder "Stärkstes Militär aller Zeiten. Wählen!" Nach Bekanntwerden seiner Infektion mit dem Coronavirus am Freitag hatte der US-Präsident vergleichsweise wenig getwittert. Er sendete aber täglich eine Videobotschaft über seine wichtigste Kommunikationsplattform.