Wenn Deutschland - wie Innenminister Horst Seehofer (CSU) plant - bereits in anderen EU-Staaten registrierte Flüchtlinge an der Grenze zurückweist, würde Österreich diese dann weiter abschieben. Innenministeriumssprecher Christoph Pölzl erklärte, dass es einen Unterschied macht, wo der Migrant Asyl beantragt.

Wenn ein illegal eingereister Migrant im Grenzbereich aufgegriffen wird, kann man ihn ins Nachbarland zurückweisen. Wird er im Landesinneren aufgegriffen, so kann dieser innerhalb von 14 Tagen ins Nachbarland zurückgeschoben werden.

Sobald ein Fremder aber Asyl beantragt, greift die Dublin-Verordnung. Die Person werde in der Regel in jenes EU-Land zurückgeschoben, in dem sie zuerst registriert wurde. Wurde sie jedoch vorher nicht registriert, werde versucht zu eruieren, über welche Route der Migrant eingereist ist. Dann würde er ins Erstaufnahmeland zurückgeschoben. Ist dies nicht möglich, so wird das Asylverfahren in Österreich durchgeführt.

64.000 Dublin-Fälle gab es laut Medienberichten im vergangenen Jahr in Deutschland. Zuständig für das Asylverfahren wäre hier eigentlich das Erstaufnahmeland. Abgeschoben hat Deutschland tatsächlich rund 7.000.

Heuer hat Österreich rund 2.060 Personen (1. Jänner bis 10. Juni) zurückgewiesen bekommen, denen in Deutschland die Einreise verweigert wurde, teilte das Innenministerium mit.

Laut Bundeskanzleramt wurden von Österreich aus bis Ende Mai insgesamt 5.040 Außerlandesbringungen durchgeführt, davon 2.926 zwangsweise. 3.811 Ausweisungen bzw. freiwillige Rückkehrer waren keine Dublin-Fälle. Die Außerlandesbringungen ohne Dublin-Überstellungen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent.

Wie Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag nach dem Gespräch mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel erwähnt hat, will Österreich vor allem im Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft mit Deutschland und anderen Partnern wie etwa "Albanien im Kampf gegen die illegale Migration an einem Strang ziehen und einen Systemwechsel herbeiführen", hieß es weiter. Der Fokus soll auf den EU-Außengrenzschutz gelegt werden. "Für Österreich ist eine einheitliche Registrierung und Identifizierung von Migranten in allen Ländern entlang der gesamten Routen ein wichtiges strategisches und operatives Ziel."