Kein gutes Haar an FPÖ-Chef Herbert Kickl ließ der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler bei einer Diskussion mit dem Chef der Kommunikationsagentur C-3 Thomas Prantner am Mittwochabend bei einer Veranstaltung im Bankhaus Schelhammer-Capital in Wien. Kickl sei eine „auffällige Persönlichkeit, die mit dem Volk fremdelt.“ Kickl trete in der Öffentlichkeit immer nur bei reinen Parteiveranstaltungen auf, so etwa beim Hartberger Oktoberfest oder blauen Veranstaltungen am 1. Mai oder am politischen Aschermittwoch in Ried.

Drexler hofft, dass die ÖVP nach der Landtagswahl im Herbst 2024 die Koalition mit der SPÖ fortsetzen könne, eine Zusammenarbeit mit den „steirischen Freiheitlichen“ schließe er nicht aus. "Wir sind eine Landesregierung, die nicht nur arbeitet, sondern auch zusammenarbeitet", so der steirische Landeshauptmann unter Verweis auf die Bundespolitik. "Ich verspüre bei der Übertragung von Nationalratssitzungen im Fernsehen oft einen Ausschaltungsimpuls."

"Dachte, die Grünen sind nicht wissenschaftsskeptisch"

Drexler wartete in dem knapp einstündigen Talk mit einigen Spitzen gegen Verkehrsministerin Leonore Gewessler auf, die den dreispurigen Ausbau der A-9-Autobahn (südlich von Graz) blockiert. Gewessler argumentiere „ideologisch“, er, Drexler, unter Verweis auf eine TU-Studie „wissenschaftlich.“ Und: „Ich habe immer geglaubt, dass die Grünen nicht wissenschaftsskeptisch sind.“ Drexler geht davon aus, dass die Grünen nicht der nächsten Bundesregierung angehören werden. „Ob unser Überzeugungsprozess bis zum Ende der Legislaturperiode zu einem Erfolg führt, traue ich mich nicht vorherzusagen. Aber möglicherweise ist es in der nächsten Legislaturperiode eh leichter zu überzeugen."  

Schwierige Zusammenarbeit mit KPÖ-Bürgermeisterin

Die Zusammenarbeit mit KPÖ-Bürgermeisterin Elke Kahr gestalte sich nicht ganz einfach. „Da muss man schon ziemlich pragmatisch sein.“ Er, Drexler, setze allerdings "mit der Frau Bürgermeister öfter zusammen, als es vermutet wird. Die Landeshauptstadt Graz ist ein natürlicher Partner des Landes. Wir müssen zusammenarbeiten. Ich verhehle nicht, dass es manchmal schwierig ist." Der ÖVP-Politiker hofft, dass Graz nach der nächsten Wahl "keine kommunistische Bürgermeisterin mehr" habe. Auf die höchst volatilen Wahlergebnisse mit wechselnden Mehrheiten in der Steiermark, insbesondere aber in Graz angesprochen, meinte Drexler. "Wien und Niederösterreich sind anderen Arten von Demokratie als die Steiermark."

"Bin langsam ungeduldig mit Sozialversicherung"

Im Zusammenhang mit den Engpässen im Gesundheitsbereich spielte der ehemalige Gesundheitslandesrat den Ball an die Sozialversicherungen weiter. "Wo sind die Synergien bei den zusammengelegten Gesundheitskassen? Ich bin langsam ungeduldig, was die Effekte der Zusammenlegung sind. Es braucht da eine neue Dynamik bei den Sozialversicherungen." In der Steiermark habe man in den letzten Jahren mehr erreicht als die letzten drei Gesundheitsminister im Bund.

Drexler lehnt Entwurf zu Klimaschutzgesetz ab

Für Pragmatismus plädierte der ÖVP-Politiker in der Klimapolitik. "Klimaschutz muss mit Wohlstand vereinbar sein." Man könne nicht unter Verweis auf die Klimaproblematik "jede wissenschaftliche Dynamik einbremsen." Das Klimaschutzgesetz in der jetzigen Form sei nicht akzeptablen. "Da muss noch solide weiterverhandelt werden." Und: "Manche träumen von einem beschaulichen, geruhsamen, nahezu mittelalterlichen Leben." Das Ziel müsse die "Entkoppelung von CO-2 und Wirtschaftswachstum" sein.

Debatten im Haus Drexler

Und zum Schluss gewährte Drexler noch einen Einblick in sein Privatleben. Im Haus Drexler werden durchaus oft auch politische Themen diskutiert, seine Frau Iris arbeitet im Kabinett von ÖVP-Innenminister Karner. "Wir sind nicht immer einer Meinung", so Drexler, "vor allem, wenn es die Rolle des Bundes und der Länder geht."