54.427 Euro bekamen die Unternehmen des gescheiterten Bundespräsidentschaftskandidaten Gerald Grosz 2022 an Coronahilfen. Das ist weder neu noch geheim. Die Zahlen sind im Transparenzportal des Bundes schon seit dem Vorjahr einsehbar. Erst gestern warf die ÖVP Grosz allerdings vor, die Förderungen kassiert zu haben. Auf Twitter postete sie dazu ein Sujet, auf dem Grosz Coronaleugner genannt wurde, der dennoch über 50.000 Euro "abcasht".

Generalsekretär Christian Stocker schoss in einem Statement nach, Grosz würde "Wasser predigen und Wein trinken". Dass dieser damit Förderungen erhielt, die die ÖVP-geführte Bundesregierung beschloss, sei nebensächlich, erklärte die Partei auf Nachfrage. Man wollte auf die Doppelmoral seiner Position hinweisen.

42.707 Euro als Fixkostenzuschuss

Konkret flossen die Summen an zwei Firmen, bei denen Grosz beteiligt ist. Der Großteil des Betrags ging mit 42.707 Euro aber an die "Acutus Consultung". Sie hat, Grosz nicht mitgezählt, zwei Mitarbeiter und gehört ihm alleine. Mit der Firma würde er den Großteil seines Lebensunterhaltes bestreiten, sagt er. Es umfasse fast die Gesamtheit seiner wirtschaftlichen Tätigkeiten, seine Bücher ebenso wie die Beratungstätigkeiten. Auch Marktforschung darf er betreiben.

"Die Lockdowns haben den Leuten Angst gemacht", sagt Grosz, der eine Corona-Depression ortet, unter der die Wirtschaft leide. Die Förderungen habe er beantragt, weil sie ihm zugestanden sei. "In gewisser Weise war das ein Fixkostenzuschuss", sagt er. Im September sagte er der Kleinen Zeitung, dass er jährlich über 100.000 Euro verdiene.

Mit zwei seiner Unternehmen erhielt Grosz Geld
Mit zwei seiner Unternehmen erhielt Grosz Geld © Transparenzdatenbank / Screenshots

Ein Tag mit Grosz um 750 Euro

Weitere 11.720 Euro bekam die "Geraldgrosz.com GmbH", die zur Hälfte ihm, zur anderen Hälfte dem umstrittenen südsteirischen Millionär Walter Temmer gehört. Temmer ist mit Online-Coachings reich geworden, die Arbeiterkammer und der Verein für Konsumenteninformation kritisierten ihn in der Vergangenheit wegen juristischer Ungereimtheiten und falscher Versprechungen.

Die "Geraldgrosz.com GmbH" würde seine eigenen Rhetorikseminare abwickeln, sagt Grosz. Das Angebot besteht vor allem aus Workshops im Internet, er nennt sie "Masterclasses". Manche Kurse würden aber auch in Präsenz abgehalten. Der nächste findet am 18. März in Wien statt, Karten kosten 750 Euro.

"Um diese Präsenzevents sind wir während Corona umgefallen", sagt der ehemalige FPÖ- und BZÖ-Politiker, der bei den Wahlen im Oktober 5,6 Prozent erhielt. Über die genaue Anzahl der Beschäftigten der Firma konnte er keine Angabe machen, sie würde fluktuieren, abhängig davon, ob gerade eine Veranstaltung anstehe. Zuletzt trat Grosz mit einem Auftritt beim politischen Aschermittwoch der AfD in Bayern in Erscheinung.