Sie haben jahrelang Erfahrung im wettbewerbsmäßigen Debattieren. Was lernt man dabei?
MELANIE SINDELAR Beim Debattieren treten Teams gegeneinander an, die über ein meist recht haariges Thema diskutieren. Auf welcher Seite man debattiert, kann man sich dabei aber nicht aussuchen. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass man für die Todesstrafe argumentieren muss. Am Anfang führt das oft dazu, dass man Debatten verliert, weil man nicht anhand der eigenen Überzeugung debattiert. Aber mit der Zeit lernt man, sich in die andere Seite hineinzuversetzen.

Ist das ein Schauspiel?
Ja und Nein. Es kann schon passieren, dass man ein paar Meinungen, die man schauspielhaft vertreten hat, übernimmt.

Wird der eigene Standpunkt dabei nicht verwaschen?
Am Anfang ist man extrem verwirrt und hinterfragt viel. Aber ich halte genau dieses Hinterfragen für essenziell, um zu einer mündigen Bürgerin zu werden. So viele Standpunkte hängen von der eigenen Sozialisierung ab, vom Elternhaus, von der Religion, in die man hineingeboren wurde, den Lehrern, die man in der Schule hatte. Das ist eigentlich eine Akkumulation von Zufällen, durch die man so wandert und anhand der man sich seine eigene politische Meinung bildet. Die gelegentlich zu hinterfragen ist ganz gut.