Als erste Meldungen die Runde machten, die Wissenschaft hätte einen Durchbruch in der Impfforschung erzielt, allerdings auf Basis der neuen mRNA-Methode, war vielfach zu hören, nie und nimmer würde man sich  so ein Vakzin spritzen lassen. Eher würde man auf einen klassischen Vektor-Impfstoff zurückgreifen, der gerade von AstraZeneca entwickelt wurde.

Innerhalb weniger Wochen kippte die Stimmung in großen Teilen Europas, auch in Österreich. Die widersprüchlichen Angaben der Zulassungsbehörden über die Alterstauglichkeit von AstraZeneca wie auch Meldungen über Thrombose-Erkrankungen führten zum Meinungsschwenk. Weil sich viele Menschen weigerten, sich mit AstraZeneca zu impfen, wurde die Verabreichung des Vektor-Impfstoffs hierzulande nahezu komplett eingestellt.

Nach Informationen der Kleinen Zeitung droht die Republik auf knapp einer Million Astra-Impfdosen sitzen zu bleiben.  „Langsam bekommen wir ein Problem mit dem Ablaufdatum“, heißt es in innersten Regierungskreisen. Deshalb sei die Regierung dazu übergegangen, diesen Impfstoff zu spenden.

Spende für Tunesien und Georgien

Unmittelbar nach dem Sonderministerrat in Reichenau eilten Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein wie auch Außenminister Alexander Schallenberg zum Flughafen Schwechat, um eine Lieferung von 50.000 AstraZeneca-Impfdosen nach Tunesien zu verabschieden. Das von einer heftigen Corona-Welle erfasste Land hatte in den letzten Tagen einen Hilferuf an die Weltgemeinschaft abgesetzt. Der Impfstoff wurde per Luftfracht über Paris angeliefert und sollte Tunis bereits am Donnerstagabend erreichen.    

Nach Informationen aus dem Außenministerium ist das nicht die erste Spende. In den letzten Wochen gingen 5000 Dosen nach Georgien, kommende Woche könnte eine größere Lieferung in den Balkan-Raum abgeschickt werden.

Regierungskreisen bereitet der Rückgang der Impfbereitschaft zunehmend Kopfzerbrechen. Seit zwei, drei Wochen wird mehr Impfstoff geliefert als verimpft. Erstmals sind mehr als 50 Prozent der in Österreich lebenden 8,9 Millionen Menschen vollimmunisiert (Stand 28/29. Juli). „Wir schaffen da keine großen Sprünge mehr“, erklärt ein Insider. Noch dazu seien die Impf-Verantwortlichen in den Ländern, die seit Jahresbeginn rund um die Uhr im Einsatz sind, „zunehmend erschöpft“.

Nur mäßiges Interesse bei Jüngeren

Drei Altersgruppen bereiten Sorgen. Zum einen die jüngeren Menschen (25 bis 45), die mit der Meinung, es würde sie ohnehin nicht besonders treffen, sich nur zögerlich impfen lassen. Hier will man mit einem niederschwelligen Angebot gegensteuern. In Wien sind Impfboote an den Badestränden unterwegs, in der Steiermark oder in Oberösterreich wird am Rande von Fußballspielen geimpft, Rot-Kreuz-Kommandant Gerry Foitik hat sich dafür ausgesprochen, beim AMS zu impfen.

Knapp 400.000 Senioren nicht geimpft

Zwar sind mehr als 80 Prozent der Über-65-Jährigen geimpft, zwischen 300.000 und 400.000 sind es allerdings nicht. „Wenn die Delta-Variante auf diese Gruppe trifft, bekommen wir Probleme in den Intensivstationen“, erklärt ein hoher Regierungsvertreter. Deshalb geben es Überlegungen, eine Inzidenz der Über-65-Jährigen zu installieren.

Impfkampagne zu Schulbeginn?

In Überlegung ist auch eine groß angelegte Impf-Kampage zu Schulbeginn im September. Zumindest will man die 12- bis 18-Jährigen direkt an den Schulen erreichen.