Mit einem überraschenden Bekenntnis wartet der langjährige Vertraute früherer SPÖ-Bundeskanzler und internationale Medienmanager Gerhard Zeiler in einem Interview in der  „Welt am Sonntag“ auf. Der gebürtige Ottakringer hatte sich - vom damaligen Wiener Bürgermeister Michael Häupl unterstützt - Hoffnungen auf die Nachfolge des 2016 über Nacht zurückgetretenen Werner Faymann gemacht, doch Christian Kern machte mit Rückendeckung der Bundesländer, insbesondere Kärntens SPÖ-Chef Peter Kaiser und Steiermarks Michael Schickhofer, das Rennen. Noch dazu saß Zeiler ausgerechnet in den entscheidenden Stunden nach Faymanns Abgang gerade im Flugzeug nach Übersee. 

„Es ist kein Geheimnis, dass ich 2016 sehr gern den Parteivorsitz übernommen hätte", so Zeiler, der heute für das internationale Geschäft des CNN-Eigentümers Warner Media verantwortlich zeichnet. "Doch die Partei hat sich anders entschieden, und das war und ist okay. Aber ich leugne nicht, dass mir danach einige Male der Gedanke kam, ob ich nicht doch in eine Kampfabstimmung hätte gehen sollen.“ Das sei lange vorbei und Vergangenheit.

Grundsätzlich sollte die Sozialdemokratie „keine wirtschaftsfeindliche Grundhaltung einnehmen.“ Und: „Ich würde nicht sagen, dass die SPÖ auf mich hört.“ SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sei „eine ausgesprochen herzenswarme Sozialdemokratin, die es mit ihrer eigenen Partei zwar manchmal schwer hat, aber gerade jetzt in der Pandemie zeigen kann, was ihre Stärke ist: nämlich wirklich an die Menschen zu denken.“

Österreich steht besser da als andere Europäer

Die türkis-grüne Regierung unter Kanzler Sebastian Kurz habe den ersten Teil der Coronakrise „gut gemanagt“, im Herbst sei der Lockdown „nicht konsequent genug“ gewesen. „Aber noch immer steht Österreich besser da als die meisten europäischen Länder.“ Als Kanzlerkandidat der Union präferiert Zeiler Markus Söder.