Die deutsche Regierungschefin Angela Merkel stand nicht auf dem Terminplan von Bundeskanzler Sebastian Kurz bei seiner Reise nach Berlin.

„Aber wir sehen uns nächste Woche ohnehin beim EU-Gipfel in Brüssel“, mochte Kurz darin wenig Symbolisches erkennen. Ohnehin waren die Gesprächspartner hochrangig. Mit Staatspräsident Frank-Walter Steinmeier („Wir kennen uns noch aus unserer Zeit als Außenminister“), Gesundheitsminister Jens Spahn, Innenminister Horst Seehofer und dem neuen CDU-Vorsitzenden Armin Laschet traf der Kanzler zusammen.

Natürlich ging es um die österreichisch-bayerischen Grenzkontrollen, aber Kurz machte Hoffnung. Er rechne damit, dass die Kontrollen „in den nächsten ein bis zwei Wochen“ auslaufen würden, sagte er. Vielleicht etwas zu optimistisch. Schon am Montag treffen Bund und Länder zu Beratungen zusammen, angesichts der steigenden Infektionszahlen – vor allem mit der hochinfektiösen britischen Variante – scheint ein dritter Lockdown nicht ausgeschlossen.

Kurz begrüßte dennoch den Vorstoß der EU-Kommission zum digitalen Impfpass, der im Sommer das Reisen in Europa – und das Urlauben in Österreich – möglich machen soll. Auch mit Blick auf seine Kritik an der Impfstoffverteilung in der EU zeigte sich Kurz zufrieden. Insofern traf es sich gut, dass er in Berlin nicht nur Pflichttermine hatte.

Am Abend zeichnete Kurz die Biontech-Gründer und Impfstoffentwickler Özlem Türeci und Ugur Sahin mit dem renommierten Axel-Springer-Award des gleichnamigen Zeitungshauses aus. „Es ist ein Novum“, bat Türeci um Nachsicht für die Unzulänglichkeiten der Politik im Pandemie-Management. „Pragmatismus ist ein Mechanismus, den wir alle beherzigen sollten“, fügte die Forscherin noch hinzu. Da war sie wieder ganz beim Bundeskanzler.

Sahin kündigte an, die Impfstoffproduktion von derzeit einer Million Dosen pro Woche auf „drei bis vier Millionen Dosen“ bis spätestens Mitte April zu erhöhen. Das wäre dann der größte Erfolg der Kanzlerreise.