Meinhild Hausreither ist es, die Minister Anschober am 15. Februar, nachdem Frankreich den ersten Covid-19-Toten in Europa meldet, vorschlägt, einen Krisenstab zu bilden. Zehn Tage später wird das Virus erstmals in Österreich nachgewiesen. Hausreither sucht einen passenden Raum, organisiert Computer und Möbel. Ein Zimmer für stillende Mütter wird zum Büro für die Einsatzleitung umfunktioniert. Bis heute ist das Türschild nur notdürftig mit einem A4-Zettel überklebt.

Im ehemaligen Stillzimmer steht jetzt der Schreibtisch von Gerald Schimpf. Er leitet den Krisenstab seit Oktober, eigentlich ist er Sprecher der Wiener Berufsfeuerwehr. Für ihn macht es wenig Unterschied: „Es geht in jeder Krise darum, Risiken abzuwägen und einzuschätzen, was man sich in welcher Geschwindigkeit zutraut.“

Gerald Schimpf leitet den Krisenstab. Ein Rückzugszimmer für stillende Mütter wurde zum Büro des Einsatzleiters umfunktioniert.
Gerald Schimpf leitet den Krisenstab. Ein Rückzugszimmer für stillende Mütter wurde zum Büro des Einsatzleiters umfunktioniert. © Kleinsasser

Das richtige Tempo zu finden gehört für die Coronamanager im Gesundheitsministerium zu den größten Herausforderungen in der Pandemie. Entscheidungen brauchen Vorlaufzeit, Interessengruppen müssen einbezogen werden. Aber der Bremsweg des Virus ist lang. Experten bemängeln wiederholt, dass Österreich zu träge reagiere. Von Schutzmasken, die nicht ankommen, bis zu Einreiseverboten, die erst Tage später gelten: Immer wieder hagelt es Kritik.

„Viele Dinge scheinen auf den ersten Blick einfach“, sagt Schimpf, „aber sind dann sehr komplex: legistisch, in ihrer praktischen Umsetzung oder in ihren Auswirkungen.“ Und trotzdem geht manches zu schnell. Als im Dezember die Massentests früher als geplant starten, kommt es zu einer Datenpanne bei der Online-Anmeldung. Mit Bauchweh entscheidet Gerald Schimpf, die bundesweite Anmeldeseite vom Netz zu nehmen. Der Fehler ist schnell behoben, doch der Schaden bleibt. „Wenn wir Projekte im Umgang mit Gesundheitsdaten so lange planen, bis alle Experten zustimmen, hätten wir noch keinen einzigen Test mit einem digitalen System durchgeführt“, sagt Schimpf. Trotzdem, betont er, habe man die Vorgaben des Datenschutzes erfüllt.