Sieben Jahre lang war Heidi Glück Beraterin von Wolfgang Schüssel, für den Bundeskanzler erledigte sie auch die Pressearbeit. Nach seiner Abwahl gründete Glück eine Firma, die Unternehmen und Politik über Parteigrenzen hinweg berät. Im Gespräch mit Peter Pelinka, das Sie auf unserer Homepage sehen können, gibt sie ein differenziertes Urteil über das Corona-Management der Regierung ab.

„Grosso modo ist es ganz gut gelungen“, findet Glück, erstaunt über die relativ gute Zusammenarbeit dieser „extrem unterschiedlichen Parteien“. Aber dann formuliert sie gravierende Einschränkungen des Lobs. „Im Sommer ist viel Zeit verschwendet worden.“ Man habe „zu viel Optimismus gehabt und suggeriert, es wäre fast schon wieder vorbei“. Im Frühjahr sei ihr „eindeutig zu viel Eigenlob“ zu hören gewesen. „Jeder hat betont, dass wir besser sind als die anderen.“ Das wirke fatal, weil auch die anderen „wahrnehmen, dass sie weniger gut dargestellt werden“. Als die Zahlen dann wieder hinaufgingen, war das Vertrauen erschüttert, glaubt Glück und kommt auf ihr Metier Kommunikation zurück.

"Inflation von Pressekonferenzen"

Glück kritisiert die „Monopolisierung“ der Kommunikation auf ganz wenige und auch die „Inflation von Pressekonferenzen“. Sie spricht von einer „Inszenierung, wo der Inhalt in einem Ungleichgewicht steht zur Qualität der Auftritte“. „Was mir fehlt, ist dieser Diskurs, in dem man sich auch den kritischen Dingen stellt.“

Den Vorwurf der Verbreitung von Angst durch die Regierung teilt Glück nicht. Man müsse als Regierung auch das Strenge und Strikte betonen, sonst würde die Krise nicht wahrgenommen, da man die Krankheit ja nicht sehen könne. „Da braucht es eine gewisse Schärfe und Dramatik.“ Jetzt aber, wo es um Tests und um die Impfung gehe, müsse man die Menschen „mit Information abholen, wo sie sind“. Da sei ihr das Korsett derer, die da kommunizieren, zu eng. Dass die Politik ihre Entscheidungen selber kommuniziert, nicht Experten vorschiebe, hält sie hingegen für richtig.

Für die Impfkampagne würde sie auf Symbolfiguren setzen, die unterschiedliche Schichten ansprechen, da der Flop der Massentestung gezeigt habe, die Politik allein könne es nicht schaffen. Eine Impfpflicht lehnt Glück ab – „Verpflichtung bewirkt eher Gegenwehr“ –, das Gerede darüber hält sie für „gefährlich“. Sie würde eher mit Anreizen arbeiten. Die Impfung werde „ein schwieriges Match“, glaubt sie und rät zur Teilnahme: „Jedes Menschenleben, das gerettet wird, ist eine Impfung wert.“