Die Grazer Anwältin und Andritz-Miteigentümerin Cattina Leitner war bei der Umfärbung des Gremiums durch ÖVP und FPÖ Anfang 2018 von der ÖVP entsandt worden. 2017 hatte sie über die Betriebsgesellschaft eines Hotels in ihrem Besitz 10.000 Euro in Seeboden am Millstätter See an einen anderen Seebodener Hotelier und ÖVP-Kandidaten gespendet. Ihr Aufsichtsratsposten habe damit nichts zu tun.

Die Spende habe sie direkt an Sigismund Moerisch, dem nunmehrigen Hotellerie-Fachgruppenobmann der Kärntner Wirtschaftskammer überwiesen, sie habe nichts mit der ÖVP zu tun gehabt. Moerisch stand im Regionalwahlkreis Kärnten-West an fünfter Stelle der Liste Sebastian Kurz - Die neue Volkspartei.

"Gut für Millstätter-See-Region"

Die Betriebsgesellschaft ihres Hotels hätte auch gespendet, wenn der Hotelier für die NEOS oder die SPÖ ins Rennen gegangen wäre, betonte die gebürtige Kärntnerin. Die Entscheidung zur Spende sei gemeinsam mit der Betriebsgesellschaft ihres Hotels gefallen. Schließlich lebte gerade die Millstätter-See-Region und auch ganz Kärnten vornehmlich vom Tourismus. "Wir haben gemeint, für die Region Millstätter See wäre es sehr gut, wenn der Touristiker Moerisch im österreichischen Parlament eine Stimme bekommen könnte", sagte Leitner.

Es habe sich bei der Spende auch um "eine Verlängerung der Bemühungen" gehandelt, die in Form des Starts der "Initiative für Kärnten" 2015 begonnen hätten. Leitner hatte diese Initiative mitbegründet und betonte vor dem U-Ausschuss deren Überparteilichkeit.

Leitner blieb Aufsichtsrätin der ÖBB Holding AG, als es zuletzt zu neuerlichen Rochaden unter Türkis-Grün kam. Es habe "zwei wesentliche Gründe gegeben, warum ich diesen Sitz angenommen habe: Es ist ein tolles und für Österreich äußerst wichtiges Unternehmen. Wenn jemand wie ich, die in all möglichen Situationen dafür eintritt, dass Frauen in Führungsfunktionen kommen, dann kann ich nicht absagen. Eine Entscheidung von dieser Tragweite ist gewaltig. Es hat mit meiner Spende über unser Hotel nichts zu tun."  Kanzler Kurz, mit dem ihr ein Vertrauensverhältnis nachgesagt wird, habe sie zuletzt vor eineinhalb Jahren gesehen.

100.000 Euro für Irmgard Griss

Leitner war übrigens mit einer Spende in der Höhe von 100.000 Euro im Bundespräsidentinnen-Wahlkampf die größte Geldgeberin der späteren NEOS-Abgeordneten Irmgard Griss. "Auch von einer Bundespräsidentin hätte ich mir nie eine Gegenleistung erwartet." Eine Frau mit einem solchen Profil hätte im 21. Jahrhundert als Bundespräsidentin einfach gefördert gehört. "

Zwei Bau-Tycoons sind waren zuvor im Ibiza-U-Ausschuss befragt worden. Zuerst war Porr-Miteigentümer Klaus Ortner (IGO-Gruppe) dran, dann Strabag-Mann Hans Peter Haselsteiner. Beide redeten relativ frei von der Leber weg und schlossen Vorteile für ihre Unternehmen unter Türkis-Blau aus. Ortner spendete der ÖVP rund eine Million Euro - aber NEOS-Financier Haselsteiner sprach von Nachteilen für die Westbahn, an der er maßgeblich beteiligt ist.

"Nicht gerecht behandelt"

Bei Vergaben rund um die Westbahn, an der Haselsteiner über seine Familienprivatstiftung maßgeblich beteiligt ist, fühlte er sich nicht gerecht behandelt, so der Milliardär in Richtung des damaligen Verkehrsministers und nunmehrigen FPÖ-Chefs Norbert Hofer. "Der Hofer wird mein Freund nicht werden." Für die Strabag habe es weder Vor- noch Nachteile gegeben. Die Strabag solle keine öffentlichen Aufträge mehr erhalten, hatte Strache auf Ibiza lamentiert. Wenn die vermeintliche Oligarchin eine Baufirma gründe und die FPÖ an der Macht sei, könnten solche Aufträge an die Oligarchinnenfirma ergehen.

Sowohl Haselsteiner als auch Ortner sahen bei öffentlichen Aufträgen "null Spielraum" (O-Ton Ortner) für irgendwelche Tricksereien oder Bevorteilungen. Ortner betonte unentwegt, dass er für die JVP und dann ÖVP gespendet habe, weil er vom "Stillstand der Großen Koalition", der immer größer geworden sei, genug gehabt habe. Dann habe er den nunmehrigen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) kennengelernt. "Die Unterstützung habe ich persönlich angeboten - nicht nur, aber auch finanziell."